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Als Flüsse durch eine grüne Sahara flossen

By 29. Januar 2021Juli 6th, 2022No Comments

Große Teile der heutigen Sahara-Wüste waren vor Tausenden von Jahren grün. Davon zeugen zum Beispiel prähistorische Steinzeichnungen von Giraffen und Krokodilen. Eine steinzeitliche Höhlenmalerei in der Wüste zeigt sogar schwimmende Menschen. Diese Illustrationen zeichnen jedoch nur ein grobes Bild der damaligen Lebensbedingungen. Genauere Einblicke geben Sedimentkerne aus dem Mittelmeer vor der Küste Libyens, die ein internationales Forscherteam nun erstmals untersucht hat. Die Schichten des Meeresbodens erzählen die Geschichte der großen Umweltveränderungen in Nordafrika in den letzten 160.000 Jahren. Cécile Blanchet vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ und ihre Kollegen aus Deutschland, Südkorea, den Niederlanden und den USA berichten darüber heute in der Zeitschrift Nature Geoscience.

Gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum für Meeresforschung GEOMAR in Kiel organisierte und beteiligte sich ein Forscherteam im Dezember 2011 an einer Expedition des niederländischen Forschungsschiffes Pelagia in den Golf von Sirte. „Wir vermuteten, dass, als die Sahara noch grün war, in derzeit trockenen Flussbetten Wasser strömte, das Partikel in den Golf von Sirte verfrachtete“, sagt Hauptautorin Cécile Blanchet. Solche Sedimente würden zu einem besseren Verständnis davon beitragen, wann und unter welchen Umständen diese Flüsse möglicherweise reaktiviert werden, und gleichzeitig einen klimatischen Kontext für die frühe Menschheitsgeschichte schaffen.

Mithilfe eines sogenannten Schwerelots konnten die Forschenden zehn Meter lange Sedimentkerne aus dem Meeresschlamm bergen. „Man kann sich das vorstellen wie eine riesige Hohlnadel, die in den Meeresboden gestanzt wird“, sagt Mitautorin Anne Osborne vom GEOMAR, die an Bord des Forschungsschiffes war. Die Schichten enthalten Sedimentpartikel und Pflanzenreste, die vom nahegelegenen Kontinent hereingeschwemmt wurden, sowie Schalen von Mikroorganismen, die im Meer lebten und abstarben. Die Partikel erzählen die Geschichte der klimatischen Veränderungen in der Vergangenheit. „Durch die Kombination der Sedimentanalysen mit den Ergebnissen unseres hochmodernen Erdsystemmodells können wir nun die Klimaprozesse genau verstehen und so die drastischen Veränderungen der nordafrikanischen Umwelt in den letzten 160.000 Jahren erklären“, fügt Koautor Tobias Friedrich von der Universität Hawai’i hinzu.

Aus früheren Arbeiten war bereits bekannt, dass mehrere Flüsse episodisch durch die Region flossen, die heute eines der trockensten Gebiete der Erde ist. Die erstmalige Rekonstruktion von Blanchet und ihren Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland, Südkorea, den Niederlanden und den USA deckt die letzten 160.000 Jahre kontinuierlich ab und bietet ein umfassendes Bild davon, wann und warum es in der Zentralsahara genügend Niederschläge gab, um diese Flüsse wieder zu reaktivieren. „Wir fanden heraus, dass es die minimalen Schwankungen der Erdbahn und das Zu- und Abnehmen der polaren Eisschilde sind, die den Wechsel von feuchten Phasen mit hohen Niederschlägen einerseits, und langen Perioden fast vollständiger Trockenheit andererseits herbeiführen“, erklärt Blanchet. Mehr erfahren…