Seit über 300 Jahren wird Kaolin in Sachsen abgebaut. Ehemals allein zur Herstellung von Porzellan wird heute Kaolin auch in der Papierindustrie, Farben- und Lackindustrie und vielen weiteren Anwendungen verwendet. Primärkaolin in Sachsen entstand maßgeblich während des Paläogen und Neogen durch tropische Verwitterung aus feldspatreichen felsischen bis intermediären magmatischen Gesteinen oder klastischen Sedimentgesteinen. Diese Verwitterungskrusten waren einst weiträumig in Mitteleuropa verbreitet, wurden jedoch meist erodiert. Die Primärkaoline sind nur dort erhalten, wo sie durch tektonische Bewegung versenkt und überdeckt wurden.
Wie alle staatlichen geologischen Dienste ist auch der sächsischen dazu verpflichteten Karten der oberflächennahen Rohstoffe (KOR50) zu erstellen und regelmäßig zu aktualisieren. In früheren Umsetzungen dieser Karten wurde ein theoriedominerter Ansatz zur Erstellung der KOR50 für Kaolin gewählt. Dabei wurde von einer flächendeckenden, ungestörten Verbreitung von Kaolin liegend zu Schichten des Paläogen ausgegangen. Notwendige Vorbedingungen wie das Vorhandensein geeignete Ausgangsgesteine oder die Abtragung der Kaolinkrusten wurde dabei vernachlässig.
Für die aktuelle Überarbeitung der KOR50 für Kaolin wurde ein stärker evidenzbasierter Ansatz zur Erstellung der Rohstoffpotenzialflächen gewählt. Als Arbeitsgrundlage zur Überarbeitung diente vor allem die sächsische Bohrdatenbank. Außerdem wurden Abstandsregeln von Bohrungen festgelegt, sowie weitere Bedingungen welche den Erkundungsgrad einer Rohstoffpotentialfläche bestimmen. Mit Hilfe von SQL-Abfragen konnte die Anzahl der zu sichtenden Bohrungen stark reduziert werden. Anhand dieser ausgewählten Bohrungen konnten zahlreiche neue Kaolinvorkommen identifiziert werden. Insgesamt wurde 854 Kaolinpotentialflächen an den aktuellen Kenntnisstand angepasst, neuentdeckt oder ehemalige Flächen verworfen. Außerdem wurden durch Interviews mit Kaolinabbaubetreibenden Firmen Kriterien bestimmt, die in einen weiterentwickelten Bewertungsschlüssel für Kaolinvorkommen einflossen.