von Reinhard Kleindl
Etwas mehr als 70 Prozent der Erdoberfläche sind von Ozeanen bedeckt. Dass wir über die Tiefen der Meere weniger wissen als über die Rückseite des Mondes, ist Legende und Gegenstand unzähliger Science-Fiction-Erzählungen – beispielsweise von Frank Schätzings Ökothriller „Der Schwarm“ oder James Camerons Tauchepos „Abyss“. „Hic sunt dracones“, hieß es in alten Seekarten, wenn über Gebiete nichts bekannt war – „Hier gibt es Drachen“. Für die Tiefsee kann das, angesichts der Schätzungen, dass nur etwa ein Drittel der dort lebenden exotischen Lebewesen bekannt ist, noch heute gelten.
Dabei ist die Kenntnis der Tiefseelebewesen auch für die Einschätzung der Folgen des Klimawandels von zentraler Bedeutung, wie Beispiele aus der Vergangenheit des Planeten zeigen. Doch die Erforschung der Ozeane ist ressourcenintensiv und teuer.
Eine Forschungsgruppe vom Massachusetts Institute of Technology hat sich mit der Schwierigkeit von unterseeischen Langzeitbeobachtungen in Echtzeit auseinandergesetzt und die heute üblichen kabelgebundenen Systeme als Hemmschuh identifiziert. Zur Lösung des Problems hat das Team eine kabellose Unterwasserkamera entwickelt, die das Potenzial hat, die Meeresforschung zu revolutionieren. Das nun im Fachjournal „Nature Communications“ vorgestellte Gerät arbeitet 100.000-mal energieeffizienter als bisherige in der Forschung verwendete Unterwasserkameras und bedient sich dazu einiger außergewöhnlicher Tricks. Mehr erfahren…