Windverhältnisse beeinflussen Wasserzirkulation und CO2-Bilanz im Südpolarmeer
Das Meer rund um die Antarktis ist eine gewaltige Mischbatterie für Wasser aus allen Ozeanbecken – und bindet durch diese Umwälzung Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre. Das komplexe Gleichgewicht der Wassermassen hängt allerdings empfindlich von den Windverhältnissen rund um den Südkontinent ab, wie jetzt eine Studie eines internationalen Forscherteams um Dr. Torben Struve vom Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg im Fachblatt Proceedings of the National Academy of Sciences zeigt.
Die Forscherinnen und Forscher weisen anhand von Spurenelementen in Korallenskeletten nach, dass sich die Tiefenzirkulation in der Drake-Passage zwischen Südamerika und der Antarktis vor 6.000 bis 7.000 Jahren grundlegend änderte. Sie sehen Anzeichen dafür, dass dieser Wandel auch den CO2-Gehalt der Atmosphäre beeinflusste – und postulieren, dass zukünftige Klimaveränderungen die Freisetzung von CO2 aus der Tiefe im Südpolarmeer verstärken könnten.
„Das Südpolarmeer verbindet alle Ozeanbecken. Es ist einer der wenigen Orte auf der Erde, an dem Wasser aus großen Tiefen an die Oberfläche gelangt und gleichzeitig Wasser von der Oberfläche in die Tiefe sinkt“, erläutert Hauptautor Struve. Die Meeresregion rund um den Südpol ist somit eine Schlüsselregion für das globale Förderband der Meeresströmungen, das Wärme, Nährstoffe, Salz und Kohlendioxid über große Entfernungen verteilt. Ob die derzeitigen Strömungsverhältnisse im Südpolarmeer sich seit dem Ende der letzten Eiszeit vor rund 12.000 Jahren grundlegend verändert haben, war bislang allerdings unklar. Aus anderen Studien wussten Klimaforscher bereits, dass sich die starken Westwinde rund um die Antarktis während der aktuellen Warmzeit mehrfach verlagerten. Die Winde treiben einerseits den antarktischen Zirkumpolarstrom an, eine kalte, von der Oberfläche bis zum Meeresboden reichende Meeresströmung, die den Atlantischen, Indischen und Pazifischen Ozean miteinander verbindet. Andererseits stimulieren sie den Auftrieb von Wassermassen aus der Tiefe. Ziel der Untersuchung war es herauszufinden, wie die verschiedenen Strömungen im Südpolarmeer auf die Veränderungen in der Atmosphäre reagierten. Mehr erfahren…