Im Marmorbruch Horwagen wurden über Jahrhunderte oberdevonische Kalksteine der einmaligen Farbvariante „Deutsch Rot“ abgebaut und als Werkstein für Böden, Fassaden, Verkleidungen, Altäre und andere künstlerische Zwecke im In- und Ausland verwendet. Rosafarbene Kalke sind von an- und abschwellenden, roten und grünen Ton- und Tuffitschlieren durchzogen. Der Horwagener „Marmor“ entstand vor etwa 370 Millionen Jahren aus Kalkskeletten und Schalentrümmern von Korallen, Seelilien, Kalkalgen, Orthoceraten und Goniatiten, die im Bereich von Riffen an den Abhängen von Vulkanen lebten. Die rötlichen und grünlichen Färbungen werden auf die Beimengung vulkanischer Aschen zurückgeführt. Die nur teilweise verfestigten Kalksteine glitten als Rutschmasse in tiefere Meeresbereiche hinab, wodurch sie plastisch deformiert wurden. Eine gesägte Steinbruchwand zeigt beispielhaft dieses charakteristische „Flaserungs-Gefüge“. Die Wand ist am besten von einer Aussichtsplattform mit Infotafel „Bayerns schönste Geotope“ am Südrand des Steinbruches zu sehen. Sie ist durch einen kurzen Abstecher vom „Flaserkalk-Steig“ bzw. „Geotop-Weg“ zu erreichen.
Tipp: „Marmor-Zimmer“ im Dorfmuseum Bobengrün mit Infos und Musterplatten.
Weiterführende Literatur:
Lagally, U., Rohrmüller, J., Glaser, S., Loth, G. & Pürner, T. (2011): Hundert Meisterwerke – Die schönsten Geotope Bayerns. – 288 S., Augsburg (Bayerisches Landesamt für Umwelt).
Weber, M. (1912): Über Bildung von Flaserkalken. – Geognostische Jahreshefte 24, 215-220, München.
Text: Tobias Rocktäschel & Georg Loth, Bayerisches Landesamt für Umwelt
Bild: Georg Loth