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Geotop des Monats Februar 2022

Quellgebiet von Unna-Mühlhausen


Das Quellgebiet liegt im Dorfkern von Mühlhausen, einem im Osten gelegenen Stadtteil von Unna. Es erstreckt sich von der Mitte des Dorfes nach Nordwesten bis in das Gebiet jenseits der heutigen Sportanlagen. In dem Quellgebiet treten über 40 Quellen aus. In der Dorfmitte reichte das anfallende Quellwasser aus, um eine Mühle zu betreiben, die dem Ort seinen Namen gab. Wenn im Sommer die Schüttung zurückgeht, fallen die südlichen Quellen trocken, wogegen die nördlichen ganzjährig Wasser führen. Die Wassertemperatur der Quellen ändert sich im Jahresverlauf kaum und liegt zwischen 10,5 und 11°C.

Das Gebiet nordwestlich des Dorfes war ursprünglich stark versumpft und wurde durch Drainagen und Gräben entwässert. Dabei wurden auch sogenannte Rohrquellen angelegt, die noch an einigen Stellen zu sehen sind. Die schwarzen Gusseisenrohre wurden in den Boden gerammt, um das frei in die Wiesen austretende Wasser zwecks Nutzung aufzufangen oder gezielt abzuleiten. Das Wasser tritt hier artesisch aus, d.h. es steht unter Druck, wobei der Druck durch die Auswirkungen des Bergbaus nachgelassen hat. Es ist bekannt, dass vor etwa hundert Jahren das Wasser hier noch mit einer Höhe von 1-2 Metern austrat.

Die Quellen werden durch Niederschlagswasser aus dem südlich gelegenen, 150 m hohen Haarstrang gespeist. Das Wasser fließt unterirdisch in den nach Norden einfallenden verkarsteten Gesteinen der Plänarkalkgruppe. Dort, wo diese wasserdurchlässigen Gesteine von den wasserstauenden Mergelsteinen der Emscher-Formation überlagert werden, tritt das Wasser als Schicht- oder Überlaufquelle aus. Das Mühlhausener Quellgebiet ist Teil einer Linie mit zahlreichen Quellen, die sich vom Ruhrgebiet bis an den Fuß der Paderborner Hochfläche zieht. Sie verläuft parallel zum historischen Fernweg „Hellweg“ in West-Ost-Richtung. Der Hellweg selbst, die heutige Bundesstraße 1, liegt südlich, oberhalb der Quelllinie, und vermeidet so Bachübergänge.

Die Größe und besondere Bedeutung des Mühlhausener Quellgebietes wird durch eine intensive Klüftung hervorgerufen. Möglicherweise gibt es auch zusätzliche Wasserzuflüsse aus den Schichten des Karbons, unterhalb der Plänarkalkgruppe, die mit dem im Untergrund querenden Königsborner Sprung in Verbindung stehen.

Dieser Sprung ist eine der bedeutenden Nordwest-Südost verlaufenden Querstörungen im Ruhrkarbon. Das vom Haarstrang nach Norden fließende Karstwasser steht als Süßwasser im hydraulischen Gleichgewicht mit der Sole im Untergrund des Münsterlands. In historischer Zeit trat an einigen Stellen der Hellweg-Quelllinie Sole natürlich zutage. In Mühlhausen sind jedoch keine Soleaustritte bekannt.
Text: Dr. Volker Wrede
Foto: GeoPark Ruhrgebiet
Standort: Raabe Baum 2, Unna (Parkplatz am südlichen Rand des Quellgebiets)

Weiterführende Literatur:

Hiß, M., Mutterlose, J. & Kaplan, U. (2008): Die Kreide des östlichen Ruhrgebiets zwischen Unna und Haltern. – Jber. Mitt. oberrh. geol. Verein, N.F. 90: 187 – 222, 21 Abb.; Stuttgart. (Geologische Exkursionen in den Nationalen GeoPark Ruhrgebiet)

https://www.geopark.ruhr/standorte/geotope/artesische-quellen-muehlhausen/

Details

Bundesland
Nordrhein-Westfalen
Landkreis
Unna
Ort
Unna-Mülhausen