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Grönland: Eisschmelze wird zum Selbstläufer

By 18. August 2020Juli 6th, 2022No Comments

Selbst bei sofortigem Stopp des Klimawandels würde der Eisverlust weitergehen

Kipppunkt überschritten? Die Eisschmelze in Grönland hat ein neues Stadium erreicht: Gletscher und Eisschild schrumpfen seit Beginn des Jahrtausends selbst im Winter weiter, wie Forscher ermittelt haben. Selbst wenn der Klimawandel sofort aufhören würde, könnte dies den Eisverlust nicht mehr stoppen. Denn das neue Gleichgewicht des Verlusts würde selbst bei verringerter Eisschmelze weiterbestehen.

Grönland ist eine Schlüsselregion für das Klima und den globalen Meeresspiegelanstieg. Denn dieses zweitgrößte Eisreservoir des Planeten taut rasant und lässt enorme Mengen an Schmelzwasser ins Meer fließen. Im Sommer 2019 kam es zu einer Rekordschmelze, die den Meeresspiegel innerhalb von nur zwei Monaten um 2,2 Millimeter ansteigen ließ. Auch die Fronten vieler grönländischer Küstengletscher ziehen sich immer schneller zurück.

„Pulsschlag“ des Grönlandeises

Bisher allerdings folgte der grönländische Eisschild einem klaren saisonalen Puls: Im Sommer ging Eis durch Eisabbrüche und Schmelzwasser verloren, im Winter jedoch glichen Schneefälle vor allem im Inneren der Insel diese Verluste in der Gesamtmasse wieder aus. Ob und wie sich dieser „Pulsschlag“ des Grönlandeises verändert hat, haben nun Michaela King von der Ohio State University und ihre Kollegen untersucht.

Dafür werteten die Forscher Daten von Satelliten aus, die zwischen 1985 und 2018 Eisdicken, Schmelzraten und Gletscherbewegungen für mehr als 200 Gletscher in ganz Grönland aufgezeichnet hatten. „Anhand dieser Fernerkundungsdaten haben wir analysiert, wie sich Eisverluste und Eisneugewinn verändert haben – wir messen quasi den Puls des Eisschilds“, sagt King.

Kein winterlicher Ausgleich mehr

Die Diagnose: Der Puls des Grönlandeises hat sich grundlegend verändert. Noch in den 1980er- und 1990er-Jahren verloren die grönländischen Gletscher pro Jahr rund 450 Gigatonnen an Eis, wie die Forscher berichten. Dieser Verlust wurde jedoch zum großen Teil durch winterliche Schneefälle wieder ausgeglichen. „In fast 40 Prozent der Jahre zwischen 1985 und 1999 führte dies sogar zu einem Wachstum des Eisschilds“, so King und ihr Team. Mehr erfahren…