Das Erdmagnetfeld ist der wichtigste Schutzschirm für das Leben auf der Erde. Doch für die Geophysiker ist es auch das größte Rätsel im Erdsystem. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sein Motor in 3000 Kilometer Tiefe liegt, völlig unzugänglich für menschliche Instrumente. Die Wissenschaftler müssen sich daher mit dem Magnetfeld begnügen und aus seinen Veränderungen auf den Geodynamo im flüssigen Erdkern schließen. Dank der umfassenden Satellitenbeobachtung tragen sie jedoch Puzzle-Stein um Puzzle-Stein zusammen.
Für Albert Einstein gehörten Entstehung und Verhalten des Erdmagnetfeldes zu den größten Rätseln der Naturwissenschaften, neben der Quantenmechanik und der Entstehung von Turbulenzen. „Er sagte damals, was diese beiden Probleme angehe, da sei er relativ zuversichtlich, aber beim Erdmagnetfeld sei eine Lösung wohl am schwersten zu finden“, erzählt Nils Olsen, Professor für Geophysik an der Dänischen Technischen Universität in Kopenhagen. Grundsätzlich gilt Einsteins Diktum weiterhin, allerdings tragen dank Satelliten wie Ørsted, Champ oder aktuell Swarm Magnetfeldforscher wie Olsen Steinchen um Steinchen zu einem besseren Verständnis von Geodynamo und Magnetfeld zusammen.
Swarm ist eine Formation der Europäischen Raumfahrtagentur ESA aus drei baugleichen Satelliten und umkreist seit November 2013 die Erde auf einem polaren Orbit. Ursprünglich für vier Jahre geplant wurde ihr Betrieb inzwischen bis 2021 verlängert. Die drei Flugkörper umkreisen den Planeten 15 Mal am Tag und liefern durch ihren Formationsflug ein Gesamtbild des irdischen Magnetfeldes in bislang einzigartiger zeitlicher Auflösung und räumlichem Umfang. Das gilt nicht nur für das Hauptfeld, das mit seinen beiden Polen und dem derzeitigen Magnetlinienverlauf von Süd nach Nord rund 95 Prozent des Erdmagnetfeldes ausmacht, sondern auch für lokale Anomalien, wie sie etwa durch Erzvorkommen oder Abraumhalden entstehen, oder die remanente Magnetisierung. Das ist das magnetische Profil der Erdkruste, das die Ausrichtung des Erdmagnetfelds zum Zeitpunkt ihrer Erstarrung konserviert. Auf dem Boden der Ozeane ist dadurch ein charakteristisches Streifenmuster entstanden, weil die ozeanische Kruste, die permanent an den mittelozeanischen Rücken entsteht, immer die jeweils aktuelle Ausrichtung des Erdmagnetfeldes trägt. Mehr erfahren…