Internationale Studie unter Leitung der Universität Bonn erfasst 1,5 Millionen Jahre Klima im Bohrkern
Kann eisenhaltiger Staub den Ozean düngen, dort das Algenwachstum anregen und dadurch das Kohlendioxid in der Atmosphäre wegfangen? Ob diese hypothetische Treibhausgasbremse in Eiszeiten wirkte, hat ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung des Alfred-Wegener-Instituts anhand von Tiefsee-Sedimentkernen aus der Scotia-See untersucht. Obwohl der Staubeintrag in Eiszeiten hoch war, ließen sich keine Belege für einen Düngungseffekt im antarktischen Ozean finden. Vielmehr war die Produktion etwa von Algen und damit die Kohlendioxid-Festlegung lediglich in Warmzeiten hoch, wenn der Staubeintrag gering war. Die Studie ist in Nature Communications erschienen.
Veränderungen in der Konzentration von atmosphärischem Kohlendioxid (CO2) gelten als Hauptursache für vergangene und künftige Klimaveränderungen. Eine langjährige Debatte dreht sich um die Frage, ob der etwa 30 Prozent geringere CO2-Gehalt der eiszeitlichen Atmosphäre durch Eisendüngung verursacht wurde. Demnach wird eisenhaltiger Staub mit Wind und Wasser in den Ozean eingetragen und regt dort etwa das Wachstum von Algen an, die vermehrt CO2 aufnehmen. Sterben sie ab und sinken dann dauerhaft in die Tiefe, verbleibt dort auch das CO2 wie in einer Falle. Obwohl es klare Hinweise darauf gibt, dass der Staubeintrag während der Eiszeiten zunahm, ist der Düngeeffekt zumindest für den antarktischen Ozean umstritten.
In einer aktuellen Studie ist ein internationales Wissenschaftsteam von 38 Forschenden aus 13 Ländern unter der Leitung von Dr. Michael Weber vom Institut für Geowissenschaften der Universität Bonn dieser Frage nachgegangen. Im Rahmen des Integrated Ocean Drilling Program (IODP) fuhr das Team mit dem Bohrschiff “Joides Resolution” in die Scotia-See und holte 2019 zwei Monate lang Bohrkerne vom Meeresboden in 3.000 bis 4.000 Meter Wassertiefe herauf. Weber: “Wir sammelten das höchstauflösende und längste Klimaarchiv, das jemals in der Nähe der Antarktis und ihrer Hauptstaubquelle Patagonien gewonnen wurde.”