Paläoklimatologie: In einem Klima vor unserer Zeit

Weiße Textilplanen schmiegen sich am Rhône-Gletscher mitten in den Alpen in die Landschaft: Im Sommer scheinen sich Bettlaken über das Eis zu spannen. Das ist keine Hommage an die Verhüllungskünstler Christo und Jeanne-Claude, sondern der verzweifelte Versuch, das rasante Abschmelzen hier zu verlangsamen. Mittlerweile bilden Gesteinsstaub und Rußpartikel einen schmierigen, dunklen Film auf dem Gletscher – er erwärmt das Eis darunter in der Sonne sogar noch stärker. Die weißen Planen helfen, das Licht zu reflektieren. Den Rückzug am Rhône können sie aber nicht aufhalten.

Es ist nicht das erste Mal in der Erdgeschichte, dass sich das Klima dramatisch ändert. Doch erst wenn man in die Vergangenheit schaut, kann man verstehen, wie ungewöhnlich der aktuelle Klimawandel ist, den der Mensch zweifellos in Gang gesetzt hat und vorantreibt.

Paläoklimatologie heißt der Forschungszweig, in dem Wissenschaftlerinnen das Klima längst vergangener Zeiten rekonstruieren. Sie wollen verstehen, welche Faktoren zu Veränderungen führen, zu Umwälzungen in einem hochkomplexen System. Nur wie blickt man zurück in eine Zeit, in der es weder Menschen und schon gar keine Messstationen gab? Der Fotograf Jan Richard Heinicke besuchte Forscherinnen und Forscher in verschiedenen europäischen Ländern. Mit seiner Arbeit will er das Abstrakte greifbar machen und Einblicke geben in die vielseitige Paläoklimaforschung. Mehr erfahren…