Viele wissenschaftliche Satellitendaten sind im Prinzip kostenlos verfügbar. Das bedeutet aber nicht, dass sie tatsächlich einfach der breiten Öffentlichkeit zugänglich sind. Eine neue Webanwendung soll das zumindest für Satellitenbilder der Erde bei Nacht ändern. Radiance Light Trends ermöglicht es jeder und jedem mit Internetverbindung, schnell und einfach eine Region oder einen Standort auszuwählen und die dort seit 1992 von Satelliten beobachteten Entwicklungen der nächtlichen Lichtemissionen zu analysieren. Die Entwicklung der Webapplikation leitete Christopher Kyba vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ in Potsdam. Sie wurde im Rahmen des im EU-Programm Horizon 2020 geförderten Projekts GEOEssential erstellt. Für die Programmierung war Jurij Stare von Deneb Geoinformation Solutions zuständig.
Satelliten produzieren große Mengen an Daten, die sich häufig nicht ohne weiteres herunterladen lassen. „Ich schätze, dass es mindestens einen Tag Arbeit bedeutet, wenn ein Laie versucht, ohne unsere Anwendung die Entwicklungen der Lichtemissionen für eine bestimmte Region zu analysieren“, sagt Christopher Kyba. „Neben dem Herunterladen der Daten ist für die Auswahl einer Region und deren Analyse Spezialwissen über Software für geografische Informationssysteme erforderlich.“ Mit Radiance Light Trends ist es nun auch ohne spezielle Ausbildung möglich, in weniger als einer Minute eine Grafik mit Lichttrends zu erstellen.
„Man kann die Entwicklung der Lichtverschmutzung für nahezu jeden Standort und jede Region der Welt berechnen lassen“, erklärt Christopher Kyba. „Nimmt man zum Beispiel ein Gebiet um Berlin und startet die Analyse, wird man sehen, wie viel heller es in den letzten Jahren geworden ist. Das Besondere daran ist: Neue Satellitendaten werden automatisch in die Datenbank eingepflegt und bei der Berechnung berücksichtigt. Das ist besonders für interessierte Bürgerinnen und Bürger, im Umweltschutz Tätige oder Medien nützlich, aber auch für Kommunalverwaltungen und Unternehmen, die Beleuchtungsmaßnahmen planen. Die Anwendung könnte auch für die Analyse von Naturgefahren und die Planung oder den Wiederaufbau von Infrastrukturen hilfreich sein.“ Mehr erfahren…