Seit Beginn der Magnetfeldmessungen hat sich die Feldstärke kontinuierlich abgeschwächt. Manche warnen schon vor einer in näherer Zukunft bevorstehenden Umkehrung des schützenden Feldes. Die Folgen wären für die technische Zivilisation des Menschen gravierend. Je besser die Geowissenschaftler jedoch die Geschichte des Erdmagnetfelds erkennen können, desto gelassener sehen sie in die Zukunft. In „Science Advances“ berichten Forschende jetzt über eine neue und ungeahnt detaillierte Chronologie der jüngsten Umkehr. Die jüngste Umkehr hat sich demnach sehr lange hingezogen.
Der jüngste Wechsel im Erdmagnetfeld zog sich über 22.000 Jahre hinweg und dauerte damit rund doppelt so lange wie das Holozän, die derzeitige Warmzeit, in der sich die gesamte kulturelle Entwicklung der Menschheit abspielte. „Wir erkennen in unseren Archiven, dass der Geodynamo vor 795.000 Jahren zum ersten Mal zu einer Magnetfeldumkehr ansetzte und damit die 22.000 Jahre dauernde Übergangszeit begann“, berichtet Brad Singer, Professor für Geochronologie und Vulkanologie an der Universität von Wisconsin in Madison. Die erste Umpolung blieb allerdings stecken, das Magnetfeld erholte sich, bevor es vor 784.000 Jahren den nächsten Schwächeanfall erlitt. „Der löste eine Periode von 10.000 bis 12.000 Jahren aus, in der der Geodynamo ziemlich instabil war und die schließlich in der geglückten Magnetfeldumkehr vor 773.000 Jahren gipfelte“, so Singer. Mehr erfahren…