Ein absolut verlässliches Frühwarnsystem für Vulkanausbrüche gibt es nicht. Doch bevor ein Berg explodiert, gibt er immerhin Tage zuvor Warnsignale ab: Es kommt zu Erdbeben, vulkanische Gase steigen auf, die unterirdischen Magmakammern füllen sich und blähen den Berg buchstäblich auf. Als am 22. Mai 2021 der Nyiragongo in der Demokratischen Republik Kongo ausbrach, produzierte der Vulkanberg aber nicht einmal diese Vorzeichen. Nun hat eine Arbeitsgruppe um Delphine Smittarello vom European Center for Geodynamics and Seismology in Walferdange herausgefunden, wie es zur Eruption in der Nähe des Kivu-Sees kam. Im Fachmagazin »Nature« schreiben die Forschenden, dass sich in vergleichsweise geringer Tiefe eine gewaltige Magmaschicht gebildet hatte. Daher konnte beim Vulkanausbruch die Lava dann relativ rasch an die Oberfläche treten.
Der Nyiragongo liegt in der Demokratischen Republik Kongo, unweit der Grenze zu Ruanda. Der Vulkan erhebt sich auf 3470 Meter über dem Meeresspiegel, und sein Kegel ist mit einem 200 bis 250 Meter breiten, stets brodelnden Lavasee gefüllt. In der Nähe des Vulkans liegen die Millionenstadt Goma auf kongolesischer Seite und die Stadt Gisenyi in Ruanda. Vor dem starken Ausbruch 2021 spuckte der Nyiragongo bereits in den Jahren 1977 und 2002. Beide Male kündigten sich die Ausbrüche einige Wochen bis Tage zuvor durch starke Erdbeben an. Anders im Mai 2021: Erst 40 Minuten vor der Eruption übermittelte das Monitoringsystem eine starke Vulkanaktivität. Daraufhin ergoss sich aus der Bergflanke ein Lavastrom, der ein Siedlungsgebiet verwüstete. Tausende Menschen verließen panikartig ihre Häuser, hunderte Menschen wurden verletzt, zirka 220 starben. Mehr erfahren…