Jordanische Geologiestudierende ließen sich im Rahmen ihres Aufenthalts an der Freien Universität den Berliner Wasserkreislauf erklären
Am Ostufer der Unterhavel steht ein Dutzend Menschen im Sand. Dort, unweit der Badestelle Große Steinlanke, erklärt der Hydrogeologe Professor Michael Schneider einer Gruppe von jordanischen Geologiestudierenden das Berliner Trinkwassermanagement. Ein junger Schwan verfolgt mit zwischen Misstrauen und Neugier pendelnder Miene dem wissenschaftlichen Vortrag, während etwas abseits ein Blässhuhn-Paar Zwiesprache hält.
Berlin sei in Vielem speziell, erklärt Michael Schneider, so auch bei der Wasserversorgung. Die meisten deutschen Großstädte beziehen ihr Trinkwasser aus Regionen außerhalb des eigenen Stadtgebietes. In der Hauptstadt hingegen erfolgt die Wasserversorgung fast ausschließlich innerhalb der Berliner Stadtgrenze. Da die natürlich gebildeten Grundwasservorräte zur Versorgung nicht ausreichen, setzt man zusätzlich auf Grundwasseranreicherung durch Oberflächenwasser: Rund 60 Prozent des Trinkwassers wird durch Uferfiltration aus Havel und Spree sowie den angeschlossenen Seen gewonnen.
Uferfiltration, erklärt Michael Schneider, funktioniert so: In der Nähe vom Ufer sind Trinkwasserbrunnen installiert. Er deutet auf einen von Maschendraht umzäunten Brunnen etwa 50 Meter landeinwärts, von dem lediglich ein grüner Deckel sichtbar ist. Mehr als 800 solcher Brunnen – zwischen 30 und 100 Metern tief – ziehen sich in langen Galerien entlang der Berliner See- und Flussufer. Die Absenkung des Wasserspiegels in den Brunnen zieht das Wasser aus den Seen und Flüssen in das Grundwasser.
Da die Versickerung langsam und durch viele verschiedene Bodenschichten vonstattengeht – sie dauert mindestens 50 Tage lang, mitunter ist das Wasser mehrere Monate oder sogar Jahre unterwegs – erfolgt dadurch eine gründliche Reinigung: Die Sand- und Kiesschichten im Untergrund bilden einen natürlichen Filter. Sie halten schädliche Inhaltsstoffe aus dem Sickerwasser zurück, die von Mikroorganismen abgebaut werden. „Besonders effektiv werden bei der Uferfiltration Trübstoffe und krankheitserregende Keime im Wasser entfernt“, sagt Michael Schneider. Mehr erfahren…