Bilstein
Der Bilstein ist eine 665,5 m hohe Bergkuppe bei Schotten-Busenborn im Vogelsberg. Die Felsklippe setzt sich aus plattig-bankig abgesondertem Gestein zusammen, wobei hier die fast vertikal stehenden Platten auffallen. Die Formation entstand vor 19 bis 15 Mio. Jahren und die plattige und langgestreckte Anordnung der Gesteine deutet auf eine ehemalige Spalte hin. Aus dieser trat Magma an die Oberfläche und war wohl Teil einer großräumigen von Nord nach Süd verlaufende Bruchstruktur. Diese Formation ermöglichte dem Magma auch an anderen Stellen auszutreten, z.B. am Schlossberg in Ulrichstein. Durch Erosion wurden die Gesteine des inneren Bereiches der Spalte am Bilstein über Jahrmillionen freigelegt. Das Gestein besteht aus schwarzem, kieselsäurearmen Basanit und weist viele Olivin- und Klinopyroxen-Einsprenglinge auf. Weitere in der feinkörnigen Grundmasse vorkommende Bestandteile sind u.a. Erz und Plagioklas. Die vielen Bruchstücke aus dem oberen Erdmantel bezeugen, dass das Magma ohne große Umwege und ohne chemische Veränderungen aus dem oberen Erdmantel an die Oberfläche befördert wurde. Der Aufstieg erfolgte relativ schnell, sodass die meist olivgrünen bis braunen Bruchstücke mit nach oben gerissen wurden. Die Bruchstücke sind schon eine Besonderheit, da sie Einblick in die chemische und mineralogische Zusammensetzung des oberen Erdmantels geben, der aufgrund von hohem Druck und Temperatur bisher nicht zugänglich war.
Das Naturdenkmal eröffnet einen herrlichen Ausblick über den Taunus, das Rhein-Main-Gebiet und das Gießener Land. Viele Sagen und Geschichten umranken den Vogelsberg – der Bilstein ist z.B. die Heimat der sogenannten „Else vom Bilstein“. Andere Erzählungen berichten von heidnischen Vogelsbergern, welche zu Beginn der Christianisierung Christen vom Gipfel hinuntergestoßen haben sollen. Ein bis heute gehegtes Brauchtum wird durch ledige junge Männer aus Busenborn gepflegt: An Pfingsten wird auf dem Gipfel ein „Maie“ aufgestellt – der einzige schiefe Maibaum Deutschlands.
Weiterführende Literatur:
Ehrenberg, K.-H. & Hickethier, H. (1985). Die Basaltbasis im Vogelsberg. Schollenbau und Hinweise zur Entwicklung der vulkanischen Abfolge. Geol. Jb. Hessen (113), 97–135.
Francis P. & Oppenheimer, C. (2004). Volcanoes. Oxford University Press. New York.
Reischmann, T. & Schraft, A. (2009). Der Vogelsberg: Geotope im größten Vulkangebiet Mitteleuropas. Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie. Wiesbaden.
Foto: Christina Plass