Skip to main content

Geotop des Monats Oktober 2022

ERLEBNIS-GEOTOP LINDLE – Spurensuche im Trümmerfeld


Der Rieskrater gehört zu den am besten erhaltenen und erforschten Einschlagskratern der Erde. Der Asteroiden-Einschlag vor rund 15 Millionen Jahren hatte einen grundlegenden, bis heute bestimmenden Einfluss auf das Landschaftsbild, die Beschaffenheit des Untergrunds und damit auch auf die Natur, die Besiedlungsgeschichte bis hin zur heutigen Bewirtschaftung der Flächen.

Wegen dieser Einmaligkeit entschloss sich die Region 2004 einen Geopark zu gründen, der nicht nur den Krater sowie den Äußeren Kraterrand umfasst, sondern auch die Flächen mit den heute noch erhaltenen Auswurfmassen. Als Instrument der nachhaltigen Regionalentwicklung hat der Geopark Ries e.V. die Aufgabe, zur Identitätsstiftung beizutragen und die Bedeutung des Erdgeschichtlichen Erbes zu vermitteln. Mit dem Qualitätssiegel „Nationaler Geopark“ seit 2006 und dem Anstreben des Labels „UNESCO Global Geopark (UGGp)“ verpflichtet sich die Region den vereinbarten Standards und Zielen, sowie deren ständigen Weiterentwicklung.

Beim Einschlag des Ries-Asteroiden nahe Nördlingen bildete sich zuerst ein ca. 4,5 km tiefer Primärkrater mit einem Durchmesser von ca. 12 Kilometern. An den steil abfallenden Kraterrändern glitten in den Sekunden nach dem Einschlag riesige Schollen in den entstehenden Krater hinein. Der Krater dehnte sich zu den Rändern hin immer weiter aus, bis er einen Durchmesser von ca. 25 Kilometern erreichte.

Die in den Krater hineingeglittenen Schollen haben sich nur wenig von ihrer ursprünglichen Lage wegbewegt, man nennt sie parautochthone Schollen. Der Bereich innerhalb des Äußeren Kraterrandes weist zahlreiche allochthone Schollen auf und wird deshalb Megablockzone genannt. Das in der Megablockzone gelegene Erlebnis-Geotop Lindle gewährt Einblicke in den Aufbau eines solchen Megablocks. Die in dem ehemaligen Steinbruch der Firma Arlt aufgeschlossenen Gesteine bestehen hauptsächlich aus Oberjura-Kalk (Weißjura) – es handelt sich hier um bankig und massig aufgebaute Kalkblöcke.

Besonders deutlich wird das Nebeneinander dieser beiden Kalkarten bei einem Rundblick über die Aufschlusswand. Dabei fällt auf, dass der Massenkalk durch die Stoßwelle des Ries-Ereignisses an den meisten Stellen vollständig zu Gries zertrümmert wurde, während die bankigen Kalkstein-Blöcke deutlich geringer zerrüttet wurden. In den gebankten Gesteinen konnte sich ein Teil der Energie der Stoßwelle entlang der Fugen zwischen den Platten abgeleitet werden. Völlig intakt geblieben sind die Gesteinsplatten jedoch nicht, sie wurden zu eckigen, kleinstückigen Brocken zertrümmert (Brecciierung).

Im Erlebnis-Geotop Lindle lässt sich auch die für das Ries typische inverse Lagerung beobachten: Am oberen Rand der Abbruchkante des Steinbruchs sind Reste der erdgeschichtlich älteren Bunten Breccie in Taschen eingelagert, wo sie mehr als 14 Millionen Jahre Erosion überdauern konnten.

Der Geopark Ries bietet die Möglichkeit mit fachkundigen, zertifizierten Geopark Ries Führer*innen die Geotope und die Spuren des Impaktereignisses hautnah zu erleben (www.geopark-ries.de).

Quellenangabe: Gisela Pösges

Foto: Nördlingen-Lindle 2019-04 GEYER-LUFTBILD (2).jpg

Quelle: Luftbild Geyer, Geopark Ries e.V.

 

Weiterführende Literatur:

Bayerisches Geologisches Landesamt (Hrsg.) (1969), Das Ries – Geologie, Geophysik und Genese eines Kraters, Geologica Bavarica, 61, 478 Seiten

Chao, E. C. T., Hüttner, R. und Schmidt-Kaler, H. (1978), Aufschlüsse im Ries-Meteoriten Krater, Beschreibung, Fotodokumentation und Interpretation, mit einer geologischen Übersichtskarte 1: 100.000, Bayerisches Geologisches Landesamt (Hrsg.), München

Engelhardt, v. W. von und Stöftler , D. (1974), Excursion 84 : Ries meteorite crater , Germany Fortschritte der Mineralogie 52, Beiheft 1, 103-122

Höfling, R. (2003): Das Ries und sein Vorland aus sedimentologisch-paläontologischer Sicht. – Jahrbücher und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins, N.F. 85: 203-239.

Hüttner R. and Schmidt-Kaler H. 1999b. Wanderungen in die Erdgeschichte 10: Meteoritenkrater Nördlinger Ries. München, Germany: Verlag Dr. F. Pfeil. 144 p.

Nationaler Geopark Ries. Landschaft. Geschichte. Kultur. Martin Kluger, ISBN: 978-3-946917-10-6, Erscheinungsjahr: 2019, Seiten: 384

Stöffler D. 1977. Research drilling Nördlingen 1973: Polymict breccias, crater basement, and cratering model of the Ries impact structure. Geologica Bavarica 75:443-458

Details

Bundesland
Bayern
Landkreis
Donau-Ries
Ort
Nördlingen