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Geotop des Monats November 2023

Großerdfall Arendsee in der Altmark


Im Jahre 2022 wurde in der Kleinstadt Arendsee (Altmark) ein besonderes Ereignis begangen, das 1.200-jährige Jubiläum der Entstehung des unmittelbar nördlich angrenzenden gleichnamigen Standgewässers.

Der 3,3 km lange und 2 km breite, ovale Arendsee weist mit 55 m eine außergewöhnliche Tiefe auf. Er verdankt seine Entstehung dem Salzstock „Arendsee“. Dessen bis in die Nähe der Erdoberfläche reichende wasserlösliche Gesteine waren die Ursache für eine zunächst allmähliche, Jahrtausende lange, geringfügige Einsenkung des Geländes. Sie führte zur Entstehung eines hufeisenförmigen Flachgewässers. Im Jahre 822 aber kam es durch den plötzlichen Einsturz von gigantischen Hohlräumen im Hutgestein des Salzstocks zum schnellen, großflächigen Einbruch der Erdoberfläche. Die Entstehung dieses katastrophalen Großerdfalls ist in einer historischen Chronik dokumentiert. Die ovale Geländehohlform füllte sich rasch mit Wasser. Der Arendsee in seiner heutigen Kontur war entstanden.

Ein weiteres, kleineres Erdfallereignis am 25.11.1685 betraf eine Fläche von 20 ha am Südostufer und riss eine Windmühle mit auf den Grund.

Auch heute noch ist der Salzstock in Bewegung, wie Nivellements der Erdoberfläche in der Umgebung des Sees sowie Beobachtungen und Messungen im Bereich des Seegrundes belegen.

Der Arendsee wurde als größter Erdfall Mitteldeutschlands in die Reihe der Nationalen Geotope aufgenommen.

Er ist nicht nur ein Magnet für Erholungssuchende, sondern, auf Grund seiner Sedimentfüllung und Entwicklungsgeschichte, auch Forschungsgegenstand für Geologen, Limnologen, Biologen und Unterwasser-Archäologen.

 

Quellenangabe (Autor des Textbeitrages): Konrad Schuberth

 

Weiterführende Literatur: 

Hartmann, O. & Schönberg, G. (2019): Geologische Entwicklungsgeschichte und Untersuchungsergebnisse am Arendsee. – Archäologie in Sachsen-Anhalt, Sonderband 31, „…antiquum Arnesse…“. Interdisziplinäre Forschungen zur Geschichte des Arendsees (2003–2011), S. 15–31; Halle (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt).

Schuberth, K. & Rappsilber, I. (2022): Der Arendsee – Aus Salz geboren. Das „Blaue Auge“ der Altmark hat eine Millionen Jahre lange geologische Vorgeschichte. – Flyer; Halle. (Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt).

Stottmeister, L., Fritsch, B., Kainz, W., Knoth, W. Kunert, R., Mai, C., Model, E., Radzinski, K.-H., Rappsilber, I., Schönberg, G. & Weber, T. (1998): Erläuterungen zur Geologischen Karte 1:25.000 von Sachsen-Anhalt, Blatt Arendsee 3134. – 190 S., 8 Karten, 1 Blatt Geologische Schnitte; Halle (Geologisches Landesamt Sachsen-Anhalt).

Bildunterschriften, Dateinamen und Quellenangaben:

Luftbild Arendsee (Blick nach Nordosten)

Die ovale Seeform orientiert sich an der Kontur des Salzstocks Arendsee. Im Südosten (rechts) ist die buchtartige Kontur des Nachbruchs von 1685 zu erkennen.

(arendsee_luftbild) (Aufwind-Luftbild, 27.04.2021)

 

Details

Bundesland
Sachsen-Anhalt
Landkreis
Altmarkkreis Salzwedel
Ort
Arendsee (Altmark)