Im Eberswalder Ortsteil Macherslust, der auch innerhalb des Eberswalder Urstromtal liegt, treten jahreszeitlich geschichtete, eiszeitliche Ablagerungen eines Eisstausees zutage. Neben den weit verbreiteten Urstromtalsanden sind auch die feinkörnigen Beckenablagerungen in und um Eberswalde weit verbreitet. Die Eisstauseeablagerungen wurden in mehreren, zeitlich und räumlich getrennten Seebecken abgelagert. Sie entstanden sowohl in der Saale- als auch in der Weichsel-Eiszeit.
Moderne physikalische Altersbestimmungen der Ablagerungen von Macherslust weisen auf ein spätweichseleiszeitliches Alter der Seesedimente hin, zwischen 14.000 und 18.000 Jahren vor heute.
Die Schichten in Macherslust sind jahreszeitlich geschichtet und repräsentieren einen Zeitraum von nur etwa 90 Jahren! Die groben Warven bestehen aus Schluff von mehlartiger Beschaffenheit. Sie wurden im Sommer gebildet, als das Wasser im See noch etwas floss. Die feineren und deutlich dünneren Tonlagen repräsentieren den Winter mit stehendem Wasser. Es sind einzelne feinkörnige Sandschichten vorhanden, die jedoch eher dünn sind. Die Dicke der Jahresschichten variiert typischerweise erheblich von Lage zu Lage, kann aber bis zu 45 cm erreichen. Das Wasser muss also sehr trüb gewesen sein.
Der Aufschluss von Macherslust gilt zwar als gut erforscht, dennoch sind einige Fragen noch nicht endgültig beantwortet. So weisen die beteiligten Wissenschaftler darauf hin, dass es Unsicherheiten bei der Abzählung der Jahreslagen gibt. Einige Warven könnten beispielsweise Einzelereignisse darstellen, bei denen z.B. ungewöhnlich viel Schmelzwasser auch im Winter anfiel und so zwei oder noch mehr Lagen innerhalb eines Jahres abgelagert worden sein könnten.
Von besonderem Interesse ist das Vorhandensein von Störungen in den Ablagerungen. Einerseits sind einige Schichten plastisch verformt. Dies muss unmittelbar nach der Ablagerung noch im sehr feuchten Zustand passiert sein. Zusätzlich gibt es messerscharfe Abschiebungen, die deutlich jünger sind. Hier spielte wahrscheinlich das Austauen von Eisblöcken im Untergrund eine Rolle, bei der dann das darüber liegende Material absackte.
Der Aufschluss in Macherslust ist einer der bedeutendsten geologischen Daueraufschlüsse imm Geopark Eiszeitland am Oderrand sowie in Brandenburg und daher gesetzlich als Naturdenkmal geschützt.
Text: Olaf Juschus
Literatur:
Juschus, O., Bussert, R. & Röhling, H.-G. (2023): Field trip: “To classic locations of Quaternary geology in NE-Brandenburg and to the family seat and the grave of Leopold von Buch”. In Röhling, H.-G. (Hrsg.): GeoBerlin2023 Geosciences Beyond Boundaries – Research, Society, Future. – Exkursionsführer und Veröffentlichungen der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften, 269: 9-17.
Koordinaten:
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