Nachbarländer haben Japans Plan angeprangert, Wasser ins Meer zu leiten, das zur Kühlung der geschmolzenen Reaktoren des Atomkraftwerks verwendet wurde. Forscher halten die Gefahren aber für gering. Bianca Nogrady
Japan plant, mehr als eine Million Tonnen kontaminiertes Wasser aus dem zerstörten Atomkraftwerk Fukushima Daiichi an der Ostküste des Landes ins Meer zu leiten. Dieser Vorschlag stößt auf deutliche Ablehnung durch Nachbarländer, seit er im April 2021 öffentlich geworden ist: Südkoreas Außenminister etwa hatte zunächst starkes Bedauern und ernste Bedenken ausgedrückt, während chinesische Wissenschaftler sich, laut Chinas staatlicher Nachrichtenagentur Xinhua, gegen den Plan gestellt haben. Liu Senlin vom China Institute of Atomic Energy in Peking wird zitiert, das geplante Vorgehen sei extrem unverantwortlich. Andere Wissenschaftler halten allerdings dagegen: Die Risiken der Wassereinleitung seien – wenn alles nach Plan läuft – minimal.
So meint etwa der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), dass die Strahlung der behandelten Abwässern sehr gering ausfallen wird. Zudem werde das Wasser schrittweise über mehrere Jahre eingeleitet, um jedes Risiko zu minimieren. »Als Wissenschaftler muss ich bei all dem einen kühlen Blick bewahren und mir die Fakten ansehen. Und die Fakten sagen mir nicht, dass wir hierüber groß besorgt sein müssen«, sagt Jordi Vives I Batlle, der am belgischen Kernforschungszentrum in Mol die Auswirkungen von Strahlung auf marine Ökosysteme untersucht. Mehr erfahren…