Zehn Jahre nach Bohrbeginn gibt der Krater des Rodderberg-Vulkans seine Geheimnisse zur Klimaentwicklung bald vollständig preis.
14 internationale Wissenschaftler*innen aus acht Forschungseinrichtungen haben im Projekt Rodderberg unter Koordination des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik und der Universität Bremen im Rahmen eines online Workshops ihre Bohrkernanalysen zusammengeführt und damit einen riesigen, hochwertigen Pool an Daten geschaffen. Die erste Entdeckung: Der Rodderberg ist eine seltene „Superposition“, das heißt er enthält übereinander mehrere Warm- und Kaltzeiten im selben Profil. Dadurch kann das vergangene Klima optimal erforscht werden.
rste Untersuchungsergebnisse liefern detaillierte Einblicke. Die gesamte Analyse der Sedimente soll mehr Verständnis über die Klimaentwicklung der vergangenen 300.000 Jahre geben und wird bis 2023 abgeschlossen sein.
Nach einer Ausbruchsphase vor über 300 000 Jahren hatte der Vulkan einen Krater hinterlassen, den die Wissenschaftler*innen als „Staubfalle“ bezeichnet haben. Der Krater wirkte wie eine Falle, in der sich seit dem Ausbruch atmosphärischer Staub, aber auch See-Sedimente, Hangabtrag und vulkanische Aschen aus der nahen Eifel ansammelten. Die 72 m mächtigen Sedimente der Kraterfüllung wurden im Winter 2011 / 2012 im Rahmen einer Forschungsbohrung in Form von Bohrkernen bereitgestellt. Lückenlos wurden diese inzwischen Schicht für Schicht und Millimeter genau geowissenschaftlich untersucht. Ein(e) solche(s) „Ge-Schicht-(e)“ bildet ein außergewöhnliches natürliches Archiv.
Das Klima-Archiv Rodderberg wurde geöffnet
Ein gewaltiger Pool an Daten, Analysen und geowissenschaftlichen Beobachtungen bietet nun Informationen darüber, was sich in Sachen Klima und Umwelt an diesem für das Rheinland so einzigartigen Ort in den vergangenen Jahrtausenden abspielte. Um der Öffentlichkeit Einblicke in diesen hochwertigen Datenpool zu gewähren und um die Forschungsarbeiten zu verdeutlichen, werden einige Aspekte, Grafiken und Fotos bereitgestellt, die einen Eindruck von den Forschungsarbeiten geben. Die wissenschaftlichen Arbeiten wurden und werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziell unterstützt und die detaillierten Ergebnisse sind zur Veröffentlichung in Fachzeitschriften vorgesehen.
Vom magnetischen Gedächtnis bis zu pflanzlichen und tierischen Überresten
Die jeweils 3 m langen und 10 cm dicken Bohrkerne waren quasi fertig verpackt im Plastikrohr aus dem Bohrloch herausgezogen worden. Zuerst wurden zerstörungsfreie Messungen an den unversehrten Bohrkernen durchgeführt. Zum Beispiel maßen die Forschenden zentimeterweise die magnetische Suszeptibilität. Dieses sperrige Wort steht für das „magnetische Gedächtnis“, ein Maß für die Magnetisierbarkeit der vielen winzigen Mineralkörner im Sediment. Die so entstandene Messkurve allein sagt nur wenig aus, erst zusammen mit vielfältigen anderen Mess- und Analysewerten und mit Beobachtungen an den anschließend der Länge nach halbierten Bohrkernen wird das Puzzle Stück für Stück zusammengesetzt. Fotos von geöffneten Bohrkernen zeigen, wie viele Schichten in nur 10 cm Sediment enthalten sein können. Sensoren tasten den offenen Bohrkern millimeterweise ab und liefern Tausende von Daten. Mit Massenspektrometern geht die Geochemie noch einen Schritt weiter und untersucht die Verhältnisse der Sauerstoff-Isotope im Sediment. Mehr erfahren…