Das Ende der Dinosaurier gehört zu den kontroversesten aber auch populärsten Problemen der Geowissenschaften. Das liegt nicht zuletzt an der Streitlust, mit der die Wissenschaftlergeneration, die jetzt langsam abtritt, das Thema diskutierte. Die Forscher, die den Stab von ihnen übernehmen, bewegen sich offenbar auf eine Lösung des Streits Asteroid gegen Vulkan zu. In der aktuellen „Science“ publizieren beide Lager ihre neuesten Chronologien.
„Wenn wir uns das Massenaussterben am Ende der Kreidezeit anschauen, dessen bekannteste Opfer ja die Dinosaurier waren, dann haben wir weiterhin zwei Verdächtige: eben den Asteroideneinschlag im Chicxulub-Krater und den Flutbasaltausbruch der Dekkan-Trapps. Wir versuchen nun mit Hilfe hochpräziser Datierungen herauszufinden, wann genau die Trapps ausgebrochen sind und wie sie mit Einschlag und Massenaussterben zusammenhängen.“ Ungewohnt leidenschaftslos skizziert Blair Schoene, Geologieprofessor an der Princeton-University, eine der ältesten und auch hitzigsten Kontroversen der Geowissenschaften. Zeitweise konnten die Protagonisten beider Lager nicht einmal an ein und derselben Konferenz teilnehmen, ohne sich anzuschreien.
Alles dreht sich um die berühmteste Spurenelementschicht der Welt. 1980 präsentierten die kalifornischen Geowissenschaftler Luis und Walter Alvarez eine Iridium-Anomalie in den Sedimenten an vielen Stellen der Erde, die mit dem Ende der Dinosaurier zusammenfiel. Die berühmte These vom Einschlag eines Asteroiden am Ende der Kreidezeit war geboren. Schnell wurde die Frage laut, ob ein Asteroideneinschlag solche Folgen haben könne, und ein alternativer „Schuldiger“ präsentiert: der Ausbruch der Dekkan-Flutbasalte, deren Überreste noch heute auf dem indischen Subkontinent ein Gebiet groß wie Frankreich mit bis zu 2000 Meter dicken Lavaschichten bedecken. Sie hätten, so die Überlegung, derart hohe Mengen von Treibhausgasen in die Atmosphäre geblasen, dass die Ökosysteme der Erde bereits in Aufruhr waren, als der Asteroid einschlug. Mehr erfahren…