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FAZ: Grönlands Kipppunkte: Wie Softeis in der prallen Sonne

By 29. März 2023März 31st, 2023No Comments

VON JOACHIM MÜLLER-JUNG

Drei Kilometer dick ist das Eis an den höchsten Stellen, ein Zehntel der gesamten Süßwasservorräte der Erde sind hier, nah am Nordpol, im gefrorenen Zustand gespeichert. Und doch wirkt dieser gewaltige weiße Panzer auf seine Besucher inzwischen so zerbrechlich wie ein Softeis in praller Sonne. Das Eis schmilzt immer schneller, überall. Bis Ende der Neunzigerjahre war auf den höchsten Stellen im zentralen Hochland der weltgrößten Insel noch keine eindeutige Erwärmungstendenz zu erkennen, inzwischen ist klar: Auf den Eisgipfeln hat der Klimawandel die Temperatur schon auf beängstigende Werte hochgetrieben. Bereits in dem Jahrzehnt zwischen 2001 und 2011 lag die Temperaturanomalie dort oben bei 1,5 Grad – also überdurchschnittlich im Weltmaßstab – über dem Niveau des zwanzigsten Jahrhunderts.

„Die globale Erwärmung erreicht die Mitte Grönlands“, titelt vor wenigen Wochen ein Team von Gletscherforschern des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI), das die jüngsten Befunde aus Eiskernanalysen in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlicht hat. Die Erwärmung Anfang des Jahrtausends setze sich eindeutig von natürlichen Schwankungen der letzten tausend Jahre ab. „Das haben wir angesichts der globalen Erwärmung zwar befürchtet, aber die Eindeutigkeit und Prägnanz ist unerwartet“, kommentierte die AWI-Glaziologin Maria Hörhold die Auswertung der Bohrkerne, die mit Satellitendaten und mit den Erkenntnissen aus Klimamodellen unterfüttert wurden. Mehr erfahren…