Das Forschungskollegium Physik des Erdkörpers e.V. (FKPE e.V.) und der Dachverband der Geowissenschaften (DVGeo e.V.) begrüßen den im Juli 2022 veröffentlichten Zukunftsreport „Erdsystemwissenschaft“ der Leopoldina. Der Leopoldina-Bericht wird als Anstoß für Diskussionen in der Geo-Community verstanden. Gerade was die fachgebundene Zersplitterung der Geowissenschaften und die interdisziplinäre Vernetzung betrifft, bei der auch Mensch und Gesellschaft als maßgebliche Faktoren mitbetrachtet werden müssen, sehen wir ein großes Entwicklungspotenzial. Wir betrachten den Leopoldina Report als eine Diskussionsgrundlage für das weitere Vorgehen hinsichtlich EINER Geo-Gemeinde in Deutschland.
Das übergeordnete Ziel des Leopoldina Reports ist es, das volle Potenzial der Geowissenschaften zu fördern und auszuschöpfen. Ohne Einschränkung wird zugestimmt, dass die großen Themen der Zeit integrative Ansätze in den Geowissenschaften verlangen, die mit den heutigen Organisationsformen nicht ausreichend bearbeitet werden können. Neben dem grundlegenden Ansatz der großen Zusammenhänge braucht es darüber hinaus eine Stärkung der Teildisziplinen der Geowissenschaften. Beides erfordert nachhaltige Maßnahmen, um die entsprechende Begeisterung für die Studienfächer zu wecken bzw. wach zu halten und so die Studierendenzahlen zu stabilisieren. Eine Einschätzung, die wir nicht teilen, betrifft den von den Autoren bemängelten unklaren Fokus der geowissenschaftlichen Studienabschlüsse. So klar auf der Hand liegend der Ansatz ist, die Erde als System zu begreifen, so wichtig ist auch das tiefe Verständnis der einzelnen Disziplinen. Ein Studium der Erdsystemwissenschaften behebt vermutlich nicht den von den Autoren gesehenen mangelnden Fokus, sondern birgt die Gefahr, fachliche Tiefe zu verlieren oder mit Inhalten überfrachtet zu werden. Hier müssen Lehrende und Lernende gemeinsam diskutieren, um eine zukunftsfähige Strategie zu entwickeln. Mehr erfahren…