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Forscher untersuchten Prozesse unterhalb des Meeresbodens: Das Becken der Deutschen Nordsee wird immer tiefer

By 17. August 2018Juli 6th, 2022No Comments

Eine erstaunliche Entdeckung hat jetzt ein Forscherteam um Dr. Jashar Arfai von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover gemacht.

„Der Meeresboden der Deutschen Nordsee hat sich im Quartär – also in den vergangenen etwa 2,6 Millionen Jahren – um maximal 1.100 Meter abgesenkt“, berichtet Geowissenschaftler Arfai. Das sind im Durchschnitt 42 Zentimeter Absenkung pro 1000 Jahre. Das Ergebnis ihrer Untersuchungen überraschte die Wissenschaftler. Die Geschwindigkeit der Absenkung hat sich in der jüngeren Vergangenheit deutlich beschleunigt. In den etwa 60 Millionen Jahren zuvor war die Rate zehnmal geringer. „Das Niveau des Meeresbodens blieb trotzdem relativ konstant, weil die Sedimente der großen Flüsse wie Rhein, Elbe und Weser die im Durchschnitt 50 Meter tiefe Nordsee immer wieder auffüllen“, so der Hauptautor der Studie, die Anfang August in der Fachzeitschrift Scientific Reports des Verlages Nature online erschienen ist.

Die Erklärung für die auch im Weltmaßstab außergewöhnlich starke Absenkung ist ein Zusammenspiel verschiedener Prozesse in der Erdkruste zwischen 10 und 30 Kilometer Tiefe, wie die Forscher herausfanden. Sie kartierten bei ihren Untersuchungen Schichten der Sedimentsäule zwischen 300 und 850 Meter unter dem heutigen Meeresboden. Dort befinden sich tiefe Kratzspuren, die treibende Eisberge während der letzten Eiszeiten im damaligen Meeresboden hinterlassen haben. Damit waren die Forscher in der Lage, das Alter der Sedimente und die Geschwindigkeit der Absenkung zu bestimmen.

Um das Phänomen der beschleunigten und anhaltenden Absenkung zu erklären, erstellten die Wissenschaftler verschiedene Modelle der tieferen Erdkruste. Bei ihren Berechnungen fanden sie heraus, dass sich die tiefere Erdkruste heute in einem heißen und elastischen Zustand befindet. „Das ist der Grund, warum das Nordsee-Becken in den vergangenen 2,6 Millionen Jahren begonnen hat, stärker einzusinken. Das Gewicht der Sedimente beschleunigte zusätzlich diesen Prozess. Im Ergebnis wächst die Sedimentsäule immer weiter“, erklärt Geowissenschaftler Arfai.

Der BGR-Forscher sieht jedoch keinen Anlass zur Sorge, dass die Nordsee irgendwann einmal in einem Loch verschwinden könnte: „Der Sedimenteintrag aus den Anrainer-Staaten ist so groß, dass die Absenkung regelmäßig ausgeglichen wird.“ Mehr erfahren…