Eine Gruppe weltweit führender Erdbeben-Forscher:innen hat in einem Beitrag im Fachmagazin „Seismological Research Letters“ die Errichtung von „Schlüssel-Observatorien“ in der Nähe von geologischen Störungszonen an Land und auf dem Meeresboden vorgeschlagen. Damit wollen die Forschenden dem langfristigen Ziel näherkommen, Erdbeben vorhersagen zu können. Das ist bislang nicht möglich. Der GFZ-Seismologe Marco Bohnhoff erläutert in einem Interview die Beweggründe für die Initiative zum Bau der nächsten Generation von großen Erdbebenobservatorien weltweit.
Sie haben mit Kollegen vorgeschlagen, eine große Infrastruktur für Erdbebenforschung analog zu einem Teilchenbeschleuniger, einem Weltraumteleskop oder einer Mars-Mission aufzubauen. Gibt es nicht schon genug Erdbeben-Observatorien weltweit?
Es gibt in der Tat bereits jetzt schon unterschiedliche Typen von Erdbeben-Observatorien, beispielsweise nationale, regionale und lokale Seismometer-Netzwerke. Diese sind auch international vernetzt und dienen in erster Linie der Überwachung der Seismizität auf unterschiedlichen räumlichen Skalen. Sie liefern wichtige Daten für die Forschung. Zum anderen gibt es eine Reihe von so genannten Near-Fault Observatories (NFO). „Fault“ steht hier für geologische Störungszonen, wo Beben bevorzugt auftreten. Diese NFOs stehen an wenigen ausgewählten Orten und überwachen dort bestimmte Bereiche von hoher Gefährdungs- oder Forschungsrelevanz mit höherer Stationsdichte und teilweise auch in Bohrungen, also in einer Umgebung mit weniger seismischem Rauschen. Unsere Initiative zielt darauf ab, die nächste Generation von NFOs an Schlüsselstellen zu entwickeln und zu realisieren. Mehr erfahren…