Forschungsexpedition mit der Maria S. Merian endet am 9. September in Emden
Mit dem Einlaufen des deutschen Forschungsschiffes Maria S. Merian im Emder Hafen endet am 9. September eine fast sieben Wochen lange Expedition über den Nordatlantik in die Labradorsee, einem wissenschaftlich bedeutenden Seegebiet zwischen Kanada und Grönland. Ziel der Fahrt unter Leitung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) war die detaillierte Kartierung und Beprobung des in weiten Teilen noch unerforschten nordwestatlantischen mittelozeanischen Kanals (kurz NAMOC), der mit fast 4.000 Kilometern längste Tiefseekanal der Welt. Die Erkenntnisse aus der Fahrt sollen später helfen, die Bedeutung des NAMOC im Kontext der Entwicklung der nordamerikanischen und grönländischen Eisschilde zu entschlüsseln. Mit an Bord waren 16 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Kiel, Bonn und Kanada sowie 22 Crewmitglieder. Dank der ruhigen Wetterbedingungen konnten eine Vielzahl an Bohrkernen, hochauflösenden Daten und Proben für die spätere Analyse im Labor gewonnen werden.
Der längste Tiefseekanal der Welt, der NAMOC, befindet sich zwischen Kanada und Grönland. Er erstreckt sich über rund 4.000 Kilometer von der kanadischen Hudson Straße durch die Labradorsee, umrundet die Grand Banks und endet an der nördlichen Grenze der Sohm-Tiefseeebene. Große Mengen an Sediment werden durch den NAMOC von Land und den küstennahen Schelfgebieten in die Tiefsee transportiert. Ähnlich wie in einem Fluss-System strömen Sedimente und auch Nährstoffe durch den langen Graben. Diese sogenannten Trübeströme, vergleichbar mit Lawinen unter Wasser, bewegen episodisch unterschiedliche Materialien in die Tiefe, die sich dann auf dem Meeresboden ablagern und immer wieder neue Strukturen formen.
Bis heute haben Forschende nur wenige Kenntnisse über die gesamte Morphologie des Systems und wesentliche Fließeigenschaften wie etwa Geschwindigkeit oder Konzentration der Trübeströme. „Die Erforschung des NAMOC ist für uns von grundlegender Bedeutung. Wir untersuchen mit hochauflösenden seismischen Methoden, mit Hydroakustik und zusätzlich mit Bohrungen von Sedimentkernen wie sich die auffälligen Strukturen am Meeresboden bilden, welche Sedimente, aber auch Nährstoffe oder Müll durch Trübeströme transportiert und in der Tiefsee abgelagert werden und in welchen zeitlichen Skalen diese Prozesse ablaufen“, sagt Sebastian Krastel, Fahrtleiter der Expedition mit der Maria S. Merian und Professor für Marine Geophysik am Institut für Geowissenschaften an der Universität Kiel. „Uns interessieren die Erkenntnisse dabei besonders im Zusammenhang mit dem Abschmelzen des nordöstlichen nordamerikanischen und grönländischen Eisschildes, da sich hier auch Rückschlüsse auf die klimatischen Bedingungen in der Vergangenheit ziehen lassen“, so Krastel weiter. Mehr erfahren…