Das Beben im türkisch-syrischen Grenzgebiet hat verheerende Zerstörungen verursacht. Der LMU-Geophysiker Heiner Igel erläutert im Interview, wie es zu einem so schweren Beben kommen konnte und was die Einschätzung künftiger Gefahren so schwierig macht.
Was ist in der Region am Montag geschehen?
Heiner Igel: Die Region, in der das Erbeben stattgefunden hat, liegt an den Grenzen sogenannter tektonischer Platten. Dort grenzen riesige Landmassen, die arabische und die anatolische Platte, aneinander, zusätzlich drückt auch die afrikanische Platte von Süden. Dadurch kommt es zu Verwerfungen, an denen Erdbeben stattfinden. Das ist dort im Allgemeinen nichts Ungewöhnliches. Das Ungewöhnliche ist eher, dass über einen sehr langen Zeitraum von bis zu 1000 Jahren kein derart großes Beben an der Stelle und in der Region stattgefunden hat.
Als wie gefährdet gilt dieses Gebiet?
Es ist eine Region, in der man Erdbeben erwartet, das ist gar keine Frage. Nur hat man in den letzten Jahrzehnten nur Erdbeben von Magnituden zwischen 6 und 7 gehabt und kein Erdbeben von knapp der Magnitude 8 wie das aktuelle. Zwischen den Magnituden 6 und 8 liegt ein Faktor 1.000 an Energie. Das heißt, die aktuellen Erdbeben haben im Vergleich zu den Erdbeben, die in den letzten Jahrzehnten stattgefunden haben, ein Vielfaches an Energie in Form von seismischen Wellen abgestrahlt. Das zeigt sich nun in den ungeheuren Schäden, die ganze Wohnbezirke in Schutt und Asche gelegt haben. Mehr erfahren…