Ein vor mehr als 160 Jahren gefallener Meteorit aus der Sammlung des NHM gibt Aufschluss über Ereignisse im Weltall vor Milliarden Jahren.
Michael Vosatka
Am 19. Mai 1858 hörten vier Schäfer in Kakowa im Banat, dem heutigen Grãdinari in Rumänien, ein Donnern und Sausen in der Luft und beobachteten, wie ein Stein vom Himmel fiel. Der Eindringling aus dem Weltall bohrte sich ganz in der Nähe ihrer Schafherde rund acht Zentimeter tief in den Boden und verbrannte das umliegende Gras, heißt im Bericht des Fundes. Zsurzs Csinka, der älteste der Schäfer, nahm den 577 Gramm schweren Stein direkt nach dem Fall „in die Hand und verspürte eine fast unerträgliche Wärme“.
Pflichtbewusst wurde das Objekt in der nahen Stadt Orawitz (Oravi?a) den Behörden übergeben. Vom örtlichen Gouverneur ging der Meteorit bald darauf an Wilhelm Haidinger, den Direktor der kaiserlich-königlichen geologischen Reichsanstalt. Haidinger übergab ihn dem Naturhistorischen Museum in Wien, wo er sich bis heute in der Sammlung befindet.
Dem vorbildlichen und raschen Handeln der Schäfer ist es zu verdanken, dass der Kakowa-Meteorit fast genau 164 Jahre später nun Informationen über dramatische Ereignisse in längst vergangenen Zeiten des Sonnensystems preisgeben kann.
Meteorite als Zeitkapseln
Nur der geringste Teil der bekannten Meteorite stammt von einem beobachteten Fall: von über 77.000 Einträgen in der Datenbank der Meteoritical Society sind nur 1216 als Fall eingeordnet – darunter im Jahr 2020 der Meteorit von Kindberg. Zumeist lagen die Steine aus dem All mehrere Jahre bis Jahrtausende auf der Erde, bevor sie eingesammelt wurden. Sie waren daher der Witterung auf der Erde und den damit verbundenen chemischen Veränderungen ausgesetzt.
Werden sie jedoch direkt nach dem Fall geborgen, bleibt der irdische Einfluss gering, und die Informationen über ihre Geschichte sind unverfälscht erhalten. Ihre asteroidischen Mutterkörper wurden durch radioaktiven Zerfall erhitzt, wodurch sie eine Metamorphose durchmachten und Flüssigkeiten freigesetzt wurden. Dazu waren sie zahlreichen Kollisionen ausgesetzt, deren Schockwirkung sichtbare Spuren hinterließ. Mehr erfahren…