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Mikrobielles Leben unter extremen Bedingungen

By 25. Februar 2022Juli 6th, 2022No Comments

Team der Universität Tübingen erforscht das mit Schwermetallen belastete Mündungsgebiet des Rio Tinto in Spanien – Parallelen zur Umgebung auf dem Mars

An der Mündung des Rio Tinto im Südwesten Spaniens vermischt sich das durch den Erzabbau und Mineralverwitterung mit Schwermetallen belastete saure Flusswasser mit dem Salzwasser des Atlantischen Ozeans. Dort bildet sich eine einzigartige Gemeinschaft von Mikroorganismen aus, die die Extreme lieben. Sie leben in Wasser, das so sauer ist wie Essig, sind resistent gegenüber einem hohen Salzgehalt, und manche kommen zudem mit einem hohen Gehalt an giftigen Metallen bestens klar. Diese Lebensgemeinschaft hat ein Forschungsteam unter der Leitung von Professor Andreas Kappler und Juniorprofessorin Sara Kleindienst vom Zentrum für Angewandte Geowissenschaften der Universität Tübingen entdeckt. Es untersuchte, woher die Mikroorganismen unter den extremen Bedingungen Energie für ihren Stoffwechsel gewinnen und welchen Einfluss sie auf die Ablagerung oder Ausschwemmung von Schwermetallen im Mündungsgebiet des Rio Tinto haben. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Applied and Environmental Microbiology veröffentlicht.

Der Rio Tinto – auf Deutsch „Roter Fluss“ – trägt seinen Namen zu Recht: Stellenweise leuchtet der etwa 100 Kilometer lange Fluss in der spanischen Provinz Huelva prächtig orange bis blutrot. Warum sein Wasser so sauer ist und seine Mündung zu einem der am stärksten mit giftigen Metallen belasteten Wassersysteme der Welt gehört, ist bis heute nicht geklärt.

Erzgewinnung bereits in der Kupferzeit

„Begonnen hat die Verschmutzung jedenfalls schon sehr früh, in der Kupferzeit, vor rund 5.000 Jahren“, berichtet Sara Kleindienst. Schon damals bauten Menschen am Oberlauf des Flusses oberhalb des sogenannten Pyritgürtels der südiberischen Halbinsel Erz ab. In dem Gesteinsgürtel sind Gold, Silber, Kupfer, Zinn, Blei und Eisen sowie große Eisensulfidablagerungen zu finden. Beim Abbau des Erzes kam das Eisensulfid mit dem Sauerstoff der Luft in Kontakt, sodass bestimmte Mikroorganismen Eisen und Schwefel oxidieren konnten. „Dabei entsteht blutrotes, extrem saures Wasser, das jährlich tonnenweise weitere giftige Metalle wie Mangan, Kobalt, Nickel und Cadmium aus den Felsen löst und in den Fluss spült“, sagt die Forscherin. Mehr erfahren…