Enex Power Germany GmbH (Enex) und Eavor Technologies Inc. (Eavor) kooperieren in Geretsried: das geplante, geschlossene Tiefengeothermie-System soll zunächst Strom produzieren.
Nach zwei gescheiterten Versuchen in Geretsried Erdwärme zu fördern, präsentieren die Kooperationspartner einen alternativen Ansatz, um die Bohrung wirtschaftlich nutzen zu können. Hier wurde 2013 eine 6.036 Meter tiefe Geothermiebohrung abgeteuft, die jedoch mit einer Förderrate von weniger als 10 Litern pro Sekunde nicht fündig war, auch wenn die Temperatur mit 165 Grad Celsius hervorragend schien. Auch ein 2017 gebohrter Sidetrack führte nicht zum gewünschten Erfolg. Die Betreiber von Enex Power Germany GmbH wollen nun mit Hilfe des kanadischen Start-Ups Eavor Technologies Inc. das Projekt mit einem geschlossenen System zum Erfolg führen.
In der Geothermie bezeichnet ein Geschlossenes System (closed loop) eine Anlage zur Extraktion von Wärme aus dem Untergrund, bei dem das Wärmeträgermedium in einem geschlossenen (Rohr-) System geführt wird und keinen direkten Kontakt zum umliegenden Gestein oder Austausch mit dem lokalen Thermalwasser hat. In einem geschlossenen System wird eine der zentralen Voraussetzungen für die klassische hydrothermale Geothermie umgangen: das Vorhandensein von ausreichend warmem Thermalwasser in einer wirtschaftlichen Fördermenge. Als Folge kann das System nur die Wärme extrahieren, die dem System konduktiv (durch Wämeleitung) zugeführt wird. Das kanadische Unternehmen Eavor Technologies Inc. (Eavor) möchte diese Möglichkeit nun für die Anwendung im industriellen Maßstab bringen. Bisher betreibt Eavor eine kleine funktionsfähige Testanlage in Kanada. Falls das Projekt in Deutschland erfolgreich ist, erweitert diese Technologie die Anwendbarkeit von Geothermie auch in Regionen, in denen es keine tiefen, wasserführenden Gesteinsschichten gibt.
Leider noch fehlendes Fernwärmenetz
Am Standort Geretsried werden die bereits vorhandenen Bohrungen verwendet. Sie werden nun mit weiteren Bohrungen ergänzt, um den vorgesehenen geschlossenen Kreislauf zu ermöglichen. Insgesamt sollen bis 2024 vier derartige Kreisläufe entstehen, bis 2025 soll das Kraftwerk unter Volllast laufen. Wie bereits 2017 wird die Firma Daldrup die Bohrungen durchführen. Da die Stadt Geretsried noch nicht über ein Fernwärmenetz verfügt, wird die gewonnene Energie zunächst verstromt. Von den Kooperationspartnern wird erwartet, dass jeder der vier Loops bis zu 17 Megawatt an thermischer Leistung erbringen könnte, entsprechend einer elektrischen Leistung von über 1 Megawatt, sagt Daniel Mölk von der Eavor Erdwärme Geretsried GmbH, wie der Zusammenschluss von Eavor und Enex heißt. Mehr erfahren…