Durchfeuchtung ist die Haupttriebkraft der Kreide-Abbrüche
Fragiles Wahrzeichen: Die Kreidefelsen auf Rügen brechen Stück für Stück ab. Warum, haben nun Forscher aufgeklärt. Demnach sind nicht Meer oder Wind schuld, sondern die Durchfeuchtung des Kliffs durch Regen und Luftfeuchtigkeit. Sie machen die ohnehin weiche Kreide instabil und lassen Rutschungen entstehen. Der Einfluss der Luftfeuchte erklärt auch, warum sich besonders viele Abbrüche nachts ereignen.
Überall dort, wo Steilhänge ans Meer grenzen, sind sie einer starken Erosion ausgesetzt. Meist ist es die erodierende Kraft der Wellen, die den Fuß solcher Klippen unterhöhlt und dadurch die Hänge nach und nach zum Einsturz bringen. Vor allem Winterstürme und Sturmfluten setzen solchen Küsten zu – auch an der deutschen Nord- und Ostsee. Aber auch starke Temperaturunterschiede und Frost können das Gestein zum Brechen bringen, Niederschläge wiederum spielen für Rutschungen weicherer Hänge eine große Rolle.
Rügens Wahrzeichen unter Überwachung
Doch welcher dieser Mechanismen wirkt auf die berühmten Kreidefelsen von Rügen? Diese bis zu 118 Meter hohen, weißen Steilhänge erleben immer wieder kleinere und größere Abbrüche. Dadurch rückt die Klippenkante pro Jahr im Schnitt um 25 Zentimeter landeinwärts und jährlich sammeln sich rund 103.000 Kubikmeter Kreidebrocken und Geröll am Fuß der Klippen, wie Michael Dietze vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ und seine Kollegen erklären.
Um die Ursachen dafür herauszufinden, haben sie das Geschehen an den Kreideklippen von Jasmund zwei Jahre lang intensiv mitverfolgt. Über im Kreide-Steilhang eingebettete Seismometer erfassten sie Erschütterungen und Rutschungen, in regelmäßigen Drohnenflügen entlang der Kreideküste zeichneten sie alle Veränderungen und neuen Abbrüche auf. Der Abgleich der 81 in dieser Zeit registrierten Abbrüche mit Wetterdaten, Gezeiten und Wellen erlaubte dann Rückschlüsse auf die Auslöser dieser Ereignisse. Mehr erfahren…