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Schwund von Kieselalgen durch Ozeanversauerung

By 27. Mai 2022Juli 6th, 2022No Comments

Studie zeigt unerwartet negativen Einfluss durch CO2 auf wichtige Planktongruppe

Kieselalgen sind die wichtigsten Produzentinnen von pflanzlicher Biomasse im Ozean und tragen dazu bei, Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre in den tiefen Ozean zu transportieren und somit unser Klima zu regulieren. Weil Kieselalgen für den Bau ihrer Schalen nicht auf Kalk, sondern auf Kieselsäure angewiesen sind, galten sie bisher als Gewinnerinnen der Ozeanversauerung – einer chemischen Veränderung im Meerwasser, die durch die zunehmende Aufnahme von CO2 ausgelöst wird und die Kalkbildung erschwert. Wissenschaftler:innen des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel zeigen in einer heute in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichten Studie, dass die zum Plankton zählenden Kieselalgen ebenfalls betroffen sind. Analysen von Daten aus Freiland-Experimenten und Modell-Simulationen legen nahe, dass eine zunehmende Versauerung die Populationen von Kieselalgen drastisch reduzieren könnte.

Während insbesondere kalkbildende Lebewesen in saurerem Meerwasser Schwierigkeiten bekommen, ihre Schalen und Skelette zu bilden, galten Kieselalgen (Diatomeen) bisher als weniger anfällig für die Folgen der Ozeanversauerung – einer chemischen Veränderung, die durch die Aufnahme von Kohlendioxid (CO2) ausgelöst wird. Die global verbreiteten winzigen Kieselalgen nutzen Kieselsäure, eine Verbindung aus Silizium, Sauerstoff und Wasserstoff, als Baustoff für ihre Schalen. Dass Diatomeen dennoch bedroht sind, weisen Forschende des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, des Instituts für Geologische und Nuklearwissenschaften Neuseeland und der Universität von Tasmanien nun erstmals in einer Studie in der Fachzeitschrift Nature nach. Für ihre Untersuchung verknüpften sie eine übergreifende Analyse verschiedener Datenquellen mit Erdsystemmodellierung. Die Erkenntnisse ermöglichen eine neue Einschätzung der globalen Auswirkungen von Ozeanversauerung.
 
Als Folge der Ozeanversauerung lösen sich die Siliziumschalen von Kieselalgen langsamer auf. Dies ist kein Vorteil – denn dadurch sinken Diatomeen in tiefere Wasserschichten als bisher, bevor sie sich chemisch lösen und wieder in Kieselsäure umgewandelt werden. Folglich wird der Nährstoff dem globalen Kreislauf zunehmend entzogen und somit in der lichtdurchfluteten Oberflächenschicht knapper, wo er für die Bildung neuer Schalen benötigt wird. Dies bedingt einen Rückgang der Kieselalgen, so die Wissenschaftler:innen in ihrer aktuellen Publikation. Diatomeen tragen 40 Prozent der Produktion von pflanzlicher Biomasse im Ozean bei und sind Grundlage vieler mariner Nahrungsnetze. Sie sind auch der Hauptantrieb für die biologische Kohlenstoffpumpe, die CO2 in den tiefen Ozean transportiert und dort langfristig speichert. Mehr erfahren…