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Starkes Beben, kleiner Tsunami

By 15. Mai 2021Juli 6th, 2022No Comments

GEOMAR-Wissenschaftler*innen veröffentlichen einzigartigen Datensatz zur nordchilenischen Subduktionszone

Die energiereichsten Erdbeben entstehen dort, wo ozeanische Erdplatten unter Kontinentalplatten abtauchen. Beben an solchen Subduktionszonen bergen immer die Gefahr, dass sie schwere Tsunamis auslösen. Doch als am 1. April 2014 die Erde bei der nordchilenischen Stadt Iquique mit einer Momentenmagnitude von 8,1 bebte, blieb der Tsunami verhältnismäßig klein. Ein einzigartiger seismologischer Datensatz, den Forscher*innen des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel jetzt in der internationalen Fachzeitschrift Geophysical Research Letters veröffentlichen, liefert eine mögliche Erklärung dafür.

Wer die Entstehung von Erdbeben besser verstehen will, für den ist Nordchile ein ideales Untersuchungsgebiet. Mit einer Geschwindigkeit von etwa 65 Millimetern pro Jahr schiebt sich in der dortigen Subduktionszone die pazifische Nazca-Platte unter die Südamerikanische Kontinentalplatte. Dabei entstehen Spannungen zwischen beiden Platten. Geowissenschaftler*innen erwarteten früher oder später ein Megabeben wie zuletzt 1877. Doch obwohl Nordchile zu den Schwerpunkten der globalen Erdbebenforschung zählt, gab es bislang keinen umfassenden Datensatz zum Aufbau des Untergrundes. Bis die Natur selbst zur Hilfe kam.

Am 1. April 2014 brach nordwestlich der Stadt Iquique schließlich doch ein Segment der Subduktionszone. Das Erdbeben mit der Momentenmagnitude von 8,1 setzte zumindest Teile der aufgebauten Spannungen frei. Anschließende seismische Messungen vor der Küste Chiles sowie Meeresbodenkartierungen und landbasierte Daten lieferten einen bislang einzigartigen Einblick in die Struktur der Erdplatten. „Damit können wir unter anderem erklären, warum ein verhältnismäßig schweres Beben wie das von 2014 nur einen verhältnismäßig schwachen Tsunami auslöste“, sagt Florian Petersen vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Er ist Erstautor der Studie, die jetzt in der Fachzeitschrift Geophysical Research Letters erschienen ist.

Schon im Dezember 2014, also nur acht Monate nach dem Hauptbeben, setzte das Kieler Team 15 speziell für die Tiefsee entwickelte seismische Messgeräte vor der Küste Chiles aus. „Die logistischen und auch administrativen Hürden für den Einsatz dieser Ozeanbodenseismometer sind groß und acht Monate Vorbereitungszeit sehr knapp. Da die Untersuchungen aber essentiell sind, um das Gefährdungspotential des Plattenrandes vor Nordchile besser zu verstehen, hat uns schließlich sogar die chilenische Marine unterstützt, indem sie uns ihr Patrouillenboot COMANDANTE TORO zur Verfügung gestellt hat“, berichtet der Projektleiter und Co-Autor Dr. Dietrich Lange vom GEOMAR. Mehr erfahren…