Nachdem im vergangenen Jahr Frau Prof. Dr. Silke Voigt den Anfang gemacht hatte, freuen wir uns sehr, dass wir in diesem Jahr Prof. Dr. Christoph Hilgers als Distinguished Lecturer gewinnen konnten.
Vortragsreihe
Distinguished Lecturer Program
DL Program 2022
DGGV
Klima, Rohstoffverfügbarkeit und Energiewende
Prof. Dr. Christoph Hilgers (KIT Karlsruhe)
Die deutsche Energiewende, die damit assoziierte Mobilitätswende und der resultierende Umbau des exportorientierten Industriestandorts Deutschland bedingen einen steigenden Rohstoffbedarf. Auch der Energie- und Rohstoffbedarf der Welt wird sich aufgrund steigender Weltbevölkerung und steigendem pro-Kopf Verbrauch weiter erhöhen.
China, Indien und Russland werden 2060 den Wohlstand der EU-4 (Deutschland, Frankreich, Italien, UK) mit ihren dann mehr als 3 Mrd. Menschen erreichen (OECD 2019). Fossile Energien und Kernenergie werden 2050 voraussichtlich 60% (95 PWh) der Weltenergie decken und die geförderte Menge an Erdgas wird bis 2050 (47 PWh) weiter steigen (DNV 2019). In Deutschland werden neben der Windkraft (4%), Photovoltaik (1,8%) und Geothermie (0,6%) bislang 77% des Primärenergieverbrauchs durch Kohle, Erdgas und Erdöl gedeckt (Welt 83%). Der Ausbau der fluktuierenden erneuerbaren Energie in Deutschland benötigt schwarzstartfähige Kraftwerke und große Untertagespeicher (derzeitiges Speichervolumen 227 TWh vs. Batteriespeicher 0.04 TWh) und weiterhin den Import von Energie.
Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energie benötigen noch etwa 9x mehr Rohstoffmenge (Erdgas vs. onshore Wind) und batteriebetriebene Autos etwa 6x mehr Rohstoffmenge als konventionelle Fahrzeuge. Entsprechend ist die deutsche Energiewende eine anspruchsvolle Rohstoffwende. Die Gewinnung von metallischen Erzen wird global von 2,6 Gt (1970), 9 Gt (2019) auf 20 Gt (2060) anwachsen (OECD 2019). Dazu müssen die Lagerstätten gefunden und die Jahresproduktion von Gewinnung, Verhüttung und Raffination erhöht werden (z. B. World Bank Group 2017, IEA 2021). Kreislaufführung und Recycling können den Rohstoff-Bedarf nicht vollständig decken.
Die verantwortliche Nutzung des geologischen Untergrunds für die Rohstoff- und Energiegewinnung sowie die Energiespeicherung ist für einen Erfolg der geplanten deutschen Energiewende „Klimaneutralität 2045 (Bundesregierung 2021) essentiell. Deutschland ist zu 100% vom Metallimport und zu 95% vom Erdgasimport abhängig. China, Indien, Südkorea, Japan und die USA verfolgen andere Strategien. Heimische Rohstoff- und Energie-Lagerstätten könnten einen Beitrag leisten, stehen aber vor langen und herausfordernden Genehmigungsprozessen.
Die mangelnde Resilienz deutscher Lieferketten äußert sich in den gegenwärtigen und drohenden Engpässen einer bezahlbaren, verlässlichen und sauberen Energie- und Rohstoffversorgung der EU und Deutschlands. Kurzfristige Maßnahmen zur Erhöhung der Versorgungssicherheit im kommenden Winter scheinen noch immer politischen Restriktionen zu unterliegen und auch mittelfristige Maßnahmen einer bezahlbaren, verlässlichen und sauberen Versorgungssicherheit bleiben herausfordernd.
Was ist der Beitrag der Geologie, die die Prozesse der Erde erforscht und einen Beitrag zur Versorgungssicherheit mit Wasser, Energie und Rohstoffen gewährleistet?
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