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Forschende des KIT zeigen, dass die Vorstellung vom starken Einzelbeben an Subduktionszonen überholt sein könnte.

Wenn sich eine Erdplatte unter eine andere schiebt, kommt es oft zu starken Erdbeben. An einer solchen Subduktionszone ereignete sich auch das schwere Erdbeben Anfang April 2024 vor Taiwan. Dass es sich bei Beben dieser Art nicht um einen Einzelbruch, sondern um eine Bruchserie in einem Verwerfungsnetzwerk handeln könnte, legt eine aktuelle Studie von Forschenden des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und Partnern nahe. Entsprechende Belege fand das Team mit einem besonders dichten Netz aus Seismometern an einer vergleichbaren Subduktionszone in Ecuador, für die sie mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) ein dreidimensionales Modell seismischer Aktivität erstellten. Die Forschenden berichten in der Fachzeitschrift Nature (DOI: 10.1038/s41586-024-07245-y).

Überall dort, wo Erdplatten aufeinandertreffen, entstehen Spannungen – besonders entlang von Subduktionszonen, wo sich eine Erdplatte unter eine andere schiebt. Lösen sie sich, kann es zu extrem starken Erdbeben kommen. Besonders betroffen ist der sogenannte Pazifische Feuerring, der sich hufeisenförmig von der Westküste des amerikanischen Kontinents über Japan bis zu den Philippinen erstreckt. Dort ereignen sich rund 90 Prozent der weltweiten Erdbeben und viele Megastädte wie Tokio oder Jakarta sind bedroht. Um die Auswirkungen dieser Beben auf Mensch und Umwelt besser abschätzen zu können, haben Forschende des KIT gemeinsam mit ihren Partnern vom GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ), der Escuela Politécnica Nacional (EPN) in Quito sowie dem Laboratoire Géoazur in Valbonne nun die seismische Aktivität am Beispiel einer Subduktionszone in Ecuador besonders detailliert untersucht – mit für sie überraschenden Ergebnissen: „Wir haben Hinweise darauf gefunden, dass die bisherige Vorstellung, die Spannung löse sich bei einem einzigen starken Beben entlang einer einzelnen Bruchfläche, der Vergangenheit angehören könnte“, sagt Professor Andreas Rietbrock vom Geophysikalischen Institut (GPI) des KIT. „Stattdessen sollten wir eher von einem Verwerfungsnetzwerk sprechen, in dem sich eine Serie von Brüchen innerhalb eines einzelnen Erdbebens entlädt.“  Mehr erfahren…