Vor der Westküste Kanadas gab es einst eine dritte ozeanische Platte
Von der Plattengrenze verschluckt: Unter dem Westen Kanadas haben Geologen eine versunkene Erdplatte aufgespürt. Diese „Resurrection“-Platte war bis vor rund 40 Millionen Jahren Teil des pazifischen Meeresgrunds, wie eine Rekonstruktion enthüllt. Heute liegt die neuentdeckte Erdplatte zwar rund 500 Kilometer tief im Erdmantel, doch ihre Subduktion könnte einst einige noch heute existierende Vulkane gespeist haben.
Die Plattentektonik sorgt für ein ständiges „Recycling“ der Erdkruste: An manchen Stellen reißen Erdplatten auseinander und bilden neue Plattengrenzen, wie zurzeit im Indischen Ozean. An anderen sind Krustenteile dagegen miteinander verschmolzen, wie beispielsweise unter England und Südeuropa. Dann zeugen oft nur geologische Schwächezonen oder Gebirgszüge von der einstigen Nahtstelle. Es gibt sogar Fälle, in denen Geologen das Ende einer Erdplatte quasi live mitverfolgen können.
Virtuelle Zeitreise
Jetzt haben Geologen eine versunkene, zuvor unbekannte Erdplatte vor der Westküste Kanadas entdeckt. Diese Region ist von einer aktiven Subduktion geprägt: Ozeanische Krustenplatten bewegen sich auf die nordamerikanische Kontinentalplatte zu und werden von dieser in den Erdmantel hinabgedrückt. Als Folge dieser Prozesse bildeten sich unter anderem die Cascades, eine vulkanische Gebirgskette, zu der auch der Mount St. Helens gehört.
Schon länger ist bekannt, dass es an der Cascades-Subduktionszone einst zwei kleinere ozeanische Erdplatten gab: die Kula- und die Farallon-Platte, die vor 75 bis 60 Millionen Jahren in die Tiefe gedrückt wurden. Unklar blieb jedoch, ob es zwischen ihnen vielleicht noch eine dritte Erdplatte gab. Deshalb haben nun Spencer Fuston und John Wu von der University of Houston eine Art virtuelle Zeitreise unternommen.
Mithilfe eines speziellen Computermodells rekonstruierten sie, wie die in den Erdmantel abgetauchten Plattenreste in ihre heutige Position gerieten und wie sie einst ausgesehen haben könnten. Dafür entfalteten sie virtuell die mittels seismischer Daten kartierten Plattenreste und konnte so ihren Zustand in der Zeit bis vor 60 Millionen Jahren wiederherstellen. Mehr erfahren…