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Vom Atlantik in die Alpen: Westwind bestimmt Klima in Zentraleuropa schon seit 14,5 Millionen Jahren

By 21. Mai 2020Juli 6th, 2022No Comments

Senckenberg-Wissenschaftler*innen haben das Klimaoptimum des mittleren Miozäns in Zentraleuropa vor 17 bis 14 Millionen Jahren untersucht. Am Ende dieser langen Warmzeit kam es zu einer globalen Abkühlung die an Land erheblich schneller und dramatischer ablief als im Ozean. Das berichtet das Team aktuell im Fachjournal „Scientific Reports“ der Nature-Gruppe. Zeitgleich etablierte sich in Zentraleuropa ein Niederschlagsmuster, das dem heutigen entspricht. Demzufolge wäre das vom Nordatlantik beeinflusste Westwindsystem bereits seitdem, und damit drei Millionen Jahre früher als bisher angenommen, einer der Haupttreiber des zentraleuropäischen Klimas.

Krokodile und Chamäleons lagern unter Palmen im Voralpenland – was heute phantastisch anmutet, war vor 16 Millionen Jahren Wirklichkeit. In Zentraleuropa herrschte damals ein subtropisches, warm-feuchtes Klima mit bis zu zwanzig Grad mittlerer Jahrestemperatur und häufigem Niederschlag. Die damalige Warmzeit, das Klimaoptimum des mittleren Miozäns ist aus heutiger Sicht durchaus ein Analog für unsere zukünftige Klimaentwicklung. Wie aus der Analyse von Meeressedimenten bereits bekannt ist, war es allerdings nach rund zwei Millionen Jahren vorbei mit dem „ewigen Sommer“ des mittleren Miozäns.

Senckenberg-Wissenschaftler*innen liefern nun erste Nachweise, dass sich das Ende des Klimaoptimums an Land viel dramatischer abgespielt hat als im Ozean. „Zwischen 14,48 Millionen und 14,13 Millionen Jahren vor heute – in einem Zeitraum von gerade einmal 350.000 Jahren also – sank die Temperatur rapide. Aus geologischer Sicht ist das äußerst kurz für solch einen Temperatursturz. Aus Meeressedimenten weiß man, dass sich das Meer, langsamer und schrittweise nur um ein bis sechs Grad abkühlte“, erklärt Dr. Katharina Methner vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum.

Die Wärmeanomalie im mittleren Miozän und ihr rapides Ende in Zentraleuropa haben ihren Abdruck in Karbonaten hinterlassen, die sich damals in Böden gebildet haben. Solche „fossilen Böden“ findet man beispielsweise am Rand des Nordalpinen Vorlandbeckens in der Schweiz, wo sie von Methner und ihren Kolleg*innen beprobt wurden. Die Geowissenschaftler*innen rekonstruierten im Labor anhand geochemischer Methoden, die auf der Verteilung von Kohlenstoff- und Sauerstoff-Isotopen im Karbonat basieren, wie warm die Böden während der Karbonatbildung im Boden wurden. „Mithilfe der Isotopengeochemie lässt sich aus solchen Karbonaten herauslesen, dass der Temperaturverlauf im alpinen Vorland während des Klimaoptimums im mittleren Miozän äußerst dynamisch war“, so Prof. Dr. Andreas Mulch, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und der Goethe-Universität. Mehr erfahren…