Die Alpen wachsen aus zwei Gründen: Einerseits drückt die Afrikanische Platte gegen die Eurasische Platte und an der Grenze faltet sich das Gebirge auf. Andererseits ist seit dem Ende der Hochphase der letzten Vereisung vor rund 20.000 Jahren eine enorme Last von der Erdkruste verschwunden. Gletscher hatten die Kruste hunderte Meter eingedellt, jetzt hebt sie sich wieder. Welche dieser Prozesse genau in welchen Regionen des Alpenraumes ablaufen, ist nach wie vor nicht geklärt.
Forschende um den Erstautor Ajay Kumar aus der Sektion 4.5 „Sedimentbeckenmodellierung“ haben jetzt zusammen mit Kolleg:innen aus Kiel und Mainz anhand von Modellen und geodynamischen Simulationen eine Erklärung gefunden. Zwar gibt es noch einige Unklarheiten, aber das Bild des tiefen Untergrunds erhellt sich langsam. Ihre Ergebnisse haben sie im Fachmagazin Geophysical Research Letters veröffentlicht.
Demnach findet unter den Alpen keine Subduktion mehr statt, dort schiebt sich also keine Platte mehr unter die andere. Unter dem südlich der Alpen gelegenen Apennin, der große Teile Italiens von Nordwest nach Südost durchzieht, läuft der Subduktionsprozess dagegen nach wie vor.
Das Wissen um die Vorgänge im Untergrund ist nicht nur für die Geologie interessant, sondern hat große Bedeutung für die Menschen, die zwischen Alpen und Apennin leben. Denn dort bebt die Erde häufiger und eine genauere Kenntnis des Untergrunds hilft bei der Einschätzung der Erdbebengefahr. Mehr erfahren…