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„Wasserwaage“ zum Nachweis historischer Erdbeben

By 6. September 2019Juli 6th, 2022No Comments

Wie lässt sich die Stärke von Erdbeben während der Römerzeit im Rheinland abschätzen? Mit einer ungewöhnlichen Methode weisen Geologen der Universität Bonn Erdbeben vor rund 1900 Jahren nach: Sie benutzten das Eifel-Aquädukt als „Wasserwaage“. Schäden an der rund 95 Kilometer langen ehemaligen Leitung, die aus der Gegend von Nettersheim kalkhaltiges Wasser nach Köln transportierte, führten die Forscher auf Gesteinsbewegungen zurück. Dies ist ein Beitrag zu einer besseren Risikoabschätzung für künftige Beben in der Region. Die Ergebnisse sind nun vorab online im „International Journal of Earth Sciences“ nachzulesen.

Die Römer erbauten das Eifel-Aquädukt im ersten Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung, um kalkhaltiges Wasser aus der Nähe von Nettersheim über rund 95 Kilometer nach Köln zu leiten. „Kalkhaltiges Wasser war begehrt, weil in den römischen Villen Trinkwasserrohre aus Blei verlegt waren“, sagt Privatdozent Dr. Gösta Hoffmann vom Institut für Geowissenschaften der Universität Bonn. „Das Blei war toxisch, der Kalk kleidete die Rohre wie eine Schutzschicht aus.“ Etwa 190 Jahre war das längste Aquädukt nördlich der Alpen in Betrieb, was sich aus der Dicke der Kalkablagerungen abschätzen lässt.

Die Wasserleitung war eine Meisterleistung der römischen Ingenieure: Die rund 70 Zentimeter breite Leitung konnte etwa 20.000 Kubikmeter Wasser pro Tag nach Köln transportieren. Voraussetzung war das kontinuierliche leichte Gefälle der Leitung. Da das Vorgebirge im Weg war, nahmen die Römer einen Umweg über Rheinbach und bauten eine sehr lange Brücke über das Tal der Swist. Auf ihrem Weg nach Köln quert das Aquädukt mehrere geologische Verwerfungen. Dabei handelt es sich um Zerreiß- oder Bruchstellen im Gestein, an denen sich Teile der Erdkruste aneinander vorbeibewegen, wenn sie unter Spannung stehen. Dabei entstehen Erdbeben. Mehr erfahren….