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Worauf die Wissenschaft nach der Hochwasserkatastrophe Antworten finden muss

By 21. September 2021Juli 6th, 2022No Comments

Am 14. Juli 2021 fielen in der Eifel in nur 22 Stunden zwischen 60 und 180 mm Regen, eine Menge, die sonst in mehreren Monaten fällt, und die zu katastrophalen Überflutungen geführt hat. Die Ereignisse waren weitaus zerstörerischer, als bestehende Modelle vorhergesagt hatten. Forschende des Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ machen dafür eine Reihe von Effekten verantwortlich, die bisher in Mitteleuropa kaum aufgetreten und daher in diesen Regionen noch nicht genug berücksichtigt wurden. Dazu gehört insbesondere das Mitreißen von Totholz und Sedimenten, beides Effekte, die mit fortschreitendem Klimawandel weiter an Bedeutung gewinnen dürften. Über die Mechanismen, die die Auswirkungen der Flut verstärkt haben, berichten Michael Dietze und Ugur Öztürk heute in der Zeitschrift Science. Sie geben auch einen Ausblick auf ein neues Forschungsvorhaben, das hier ansetzt, um künftige Vorhersagen realistischer zu gestalten.

Forschende als zufällige Zeugen der Hochwasserkatastrophe

Der 14. Juli ist ein regnerischer Tag. GFZ-Forscher Michael Dietze ist mit Kolleg*innen aus Potsdam und der Uni Bonn auf dem Rückweg von Geländearbeiten in der südlichen Eifel. Im Auto zurück Richtung Norden wird ihnen schnell klar, dass hier gerade mehr passiert als nur ein langer kräftiger Regen: Der Liveview des Pegels Altenahr steigt 15-minütig rasant an, schneller als die eigentliche Vorhersage – und als es den Forschenden lieb ist, denn eigene Messungen sind davon betroffen. Überflutungen der Ahr sind nichts Ungewöhnliches: Im Rahmen eines Forschungsprojektes haben Dietze und Kolleg*innen einige Wochen zuvor auf einer drei Meter hohen Terrasse im Ahrtal mehrere Seismik-Stationen aufgebaut. Damit wollten sie die Bodenbewegungen messen, die durch turbulent fließendes Wasser und Gerölltransport im Fluss bei „regulären“ Hochwassern entstehen. Nun ist der Pegel schon einen Meter über dem Terrassenniveau, die Stationen sind verloren.

Bekannte Effekte – aber aus anderen Gegenden der Welt

Was die Forschenden hier erleben, ist allerdings nur ein kleiner Ausschnitt der eigentlichen Katastrophe, die in den Tälern von Ahr, Erft und Rur ihren Lauf nimmt. „Die Flut in den Tälern der Eifel war weitaus gewaltiger, schneller und unberechenbarer, als wir das für ein solches Ereignis in der Mitte Europas bislang angenommen haben“, sagt Michael Dietze, PostDoc in der Sektion Geomorphologie am GFZ und am Geographischen Institut der Universität Bonn. „Die Ursachen dafür sind vielfältig und uns durchaus bekannt – allerdings bisher nicht aus Mitteleuropa, sondern aus Wüsten und den Tropen.“ Mehr erfahren…