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Schlechtes Jahr für Grönlands Eispanzer

By 20. April 2020Juli 6th, 2022No Comments

Der grönländische Eisschild ist mit rund 2,85 Millionen Kubikkilometern nach der Ostantarktis die zweitgrößte Eismasse der Welt. Im vergangenen Jahr hat sie den bislang größten Aderlass hinnehmen müssen: Rund 600 Kubikkilometer Eis hatte Grönland am Jahresende weniger zu schultern gehabt. Damit war der Schwund stärker als jemals zuvor, seit die Glaziologen Massebilanzen aufstellen. Im EGU-Journal „The Cryosphere“ sind die Details nachzulesen.

Im vergangenen Jahr ist das grönländische Inlandseis stärker geschrumpft als jemals in einem Jahr zuvor, seit die Polarforscher Massebilanzen für den zweitgrößten Eisschild der Erde aufstellen. Das berichten zwei Glaziologen von der Columbia University in New York und von der Universität Lüttich in „The Cryosphere“, nachdem sie die Bilanz für das abgelaufene Jahr aus Satellitenbeobachtungen, Messungen und Modellrechnungen erstellt hatten. Danach hat Grönlands Inlandsgletscher per saldo 600 Milliarden Tonnen Eis verloren, 320 Milliarden mehr als der Durchschnitt einer 30-Jahres-Vergleichsperiode zwischen 1981 und 2010.

Der Negativrekord kam zustande, weil es seit Beginn der Berechnungen noch nie so wenig geschneit oder geregnet hat wie 2019 und dadurch der Zuwachs an Eis auf ein Minimum schrumpfte. Zusammen mit dem Schwund infolge von Schmelzwasser und abbrechenden Eisbergen führte das zu einem Rekordverlust, der den des bisherigen Rekordjahrs 2012 um rund zehn Millionen Tonnen übertraf. Als Ursache für die Anomalie nehmen die beiden Forscher eine ungewöhnlich stabile Hochdruckwetterlage über Grönland an, die zu einer langen Sonnenperiode über der Südhälfte der Insel und zu einer dichten Wolkendecke über dem Norden führte.

Die Wolken im Norden speicherten die vom Eis reflektierte Wärmestrahlung und ließen dort die Lufttemperaturen steigen, Schnee oder Regen brachten sie dagegen nicht. Die lange Schönwetterperiode über dem Süden ließ dort ebenso wenig an Niederschlag denken, brachte stattdessen aber soviel Eisoberfläche wie noch nie zuvor zum Schmelzen. Am 31. Juli etwa war laut der Satellitenmessungen 73 Prozent der gesamten Eisoberfläche von Schmelzwasser bedeckt, soviel wie noch nie an einem einzelnen Tag. „Diese Bedingungen in der Atmosphäre sind in den vergangenen Jahrzehnten häufiger und häufiger geworden, wir denken, dass sie mit einer Veränderung des Jetstreams zu tun haben“, so Autor Marco Tedesco von der Columbia University. Mehr erfahren…