Die Gletscher der Alpen haben in der jüngsten Kaltzeit viele Täler extrem tief und weit ausgehöhlt. Ein Projekt des Internationalen Kontinentalen Tiefbohrprogramms ICDP will sieben von ihnen, die über den ganzen Alpenbogen verteilt sind, mit Bohrungen erkunden. Ziel ist eine detaillierte Klimageschichte der jüngsten Jahrtausende. Die geophysikalischen Vorbereitungsarbeiten am Lienzer Talboden sind mittlerweile beendet und haben dessen komplexe Entstehungsgeschichte offengelegt.
Rund 670 Meter über dem Meeresspiegel der Adria liegt der Lienzer Talboden, das Haupttal Osttirols. Begrenzt ist das Becken von den schönsten Bergen der Ostalpen. Im Süden liegen die Dolomiten, im Norden die Hohen Tauern, im Osten die Karnischen Alpen und die Karawanken. Insgesamt umgeben 150 Dreitausender das Tal. Das Alpenpanorama im Lienzer Talboden war allerdings auch schon einmal beeindruckender. In einer Phase noch vor dem letzten Höhepunkt der jüngsten Kaltzeit höhlten die Gletscher der Region den Talkessel bis hinab auf nahezu Meereshöhe aus.
Der Talboden damals lag um 622 Meter tiefer als der heute und entsprechend höher ragten die Berge empor. „Dort sind zwei Störungen im Untergrund, die sich kreuzen, wodurch der Untergrund besser erodiert werden kann, und zusätzlich vereinigten sich während der letzten Kaltzeiten an dieser Stelle größere Eisströme, um dann im oberen Drautal weiter zu fließen“, erklärte Thomas Burschil vom Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) in Hannover auf dem Tiefbohrkolloquium der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Köln. Mehr erfahren…